Bertha von Suttner nobel
Bertha von Suttner – die bekannteste Friedensaktivistin des 19. Jahrhunderts
9. Juni 1843Geburt in Prag
1873-1875Gouvernante bei Karl Freiherr von Suttner in Wien
1875Kurzzeitig Privatsekretärin von Alfred Nobel in Paris
1875Heimliche Hochzeit mit Arthur von Suttner
1876Umzug in den Kaukasus
1877Beginn ihrer journalistischen Tätigkeit
1885Rückkehr nach Wien
1889Erscheinen ihres pazifistischen Romans „Die Waffen nieder!“
1891Gründung der „Österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde
1892Gründung der „Deutschen Friedensgesellschaft“
1899Vorbereitungen zur und Teilnahme an der „Ersten Haager Friedenskonferenz“ in Den Haag
1904Teilnahme an der „Internationalen Frauenkonferenz“ in Berlin
Teilnahme am „Weltfriedenskongress“ in Boston
1905Erhalt des Friedensnobelpreises
1907Teilnahme an der „Zweiten Haager Friedenskonferenz“ in Den Haag
1913Verfilmung von „Die Waffen nieder!“
21. Juni 1914Tod in Wien

Mit ihrer Vision eines friedlichen, sozial gerechten und einheitlichen Europas brach Bertha von Suttner viele Tabus ihrer Zeit. Als Pazifistin forderte sie die Abrüstung, für die Mehrheit ihrer europäischen Zeitgenossen war diese Idee jedoch abwegig. Außerdem setzte sich die Schriftstellerin bis zu ihrem Tod für die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern und wurde dafür weltbekannt.

Kindheit im aristokratischen Umfeld

Geboren wurde Bertha Sophia Felicita Freifrau von Suttner als Gräfin Kinsky von Wichnitz und Tetta am 9. Juni 1843 in Prag. Ihr Vater, der General Franz Joseph Graf Kinsky von Wichnitz, starb noch vor ihrer Geburt im Alter von 74 Jahren. Bei ihrer Mutter Sophie Wilhemine wuchs Bertha von Suttner in einem aristokratischen Umfeld auf, erlernte mehrere Sprachen, musizierte und reiste viel.

Jedoch pflegte ihrer Mutter einen extravaganten Lebensstil und galt als spielsüchtig, und so war das Erbe des Vaters nach einiger Zeit aufgebraucht. Bertha von Suttner arbeitete deshalb ab 1873 als Gouvernante im Haus des Industriellen Karl Freiherr von Suttner in Wien und war für die Erziehung der Kinder zuständig. Sie und der jüngste Sohn der Familie, Arthur Gundaccar, verliebten sich mit der Zeit ineinander. Die Beziehung beider wurde von der Familie allerdings als nicht standesgemäß und daher als skandalös abgelehnt. 

Heimliche Hochzeit, Auswanderung in den Kaukasus

Bertha von Suttner wurde 1875 entlassen, Arthurs Mutter verschaffte der jungen Frau aber eine Stelle als Privatsekretärin bei Alfred Nobel in Paris. Bertha von Suttner blieb dort jedoch nur einige Tage und kehrte rasch nach Wien zurück. 1876 heiraten sie und Arthur von Suttner heimlich, woraufhin dieser von seiner Familie enterbt wurde.

Auf Einladung der Fürstin Ekaterina Dadiani von Mingrelien zog das junge Ehepaar nach Georgien und lebte die letzten Jahres ihres Kaukasus-Aufenthalts in Tiflis. Bertha von Suttner arbeitete zunächst als Musik- und Sprachlehrerin sowie als Übersetzerin. 1877 begann sie – wie auch ihr Ehemann –, journalistisch tätig zu werden. Unter dem Pseudonym B. Oulot verfasste sie Kurzgeschichten, Essays und Artikel, die in verschiedenen österreichischen Zeitungen veröffentlicht wurden. 

Weltbekannter Roman „Die Waffen nieder“

1885 söhnte sich das Paar mit der Familie von Suttner aus und kehrte nach Österreich zurück. Bertha und Arthur von Suttner lebten in der Folge im Schloss der Familie in Harmannsdorf. Beide nahmen die Nichte von Arthur von Suttner auf, mit der dieser anschließend jahrelang eine Affäre hatte.

Bertha von Suttner blieb als Journalistin tätig und verschrieb sich fortan dem Pazifismus. Im Herbst 1889 erschien ihr Roman „Die Waffen nieder!“, in dem sie den Krieg und seine Schrecken aus Sicht einer Ehefrau erzählte. Der Roman erregte großes Aufsehen, wurde in zwölf Sprachen übersetzt und 1913 sogar verfilmt. Bertha von Suttner wurde mit ihrem Roman zu einer der prominentesten Vertreter*innen der Friedensbewegung weltweit.

Gründung zweier Friedensgesellschaften

Im September 1891 rief die Pazifistin in der „Neuen Freien Presse“ zur Gründung einer „Österreichischen Gesellschaft für Friedensfreunde“ auf: „Darum ist es nothwendig, daß überall dort, wo Friedensanhänger existieren, dieselben auch öffentlich als solche sich bekennen und nach Maßstab ihrer Kräfte an dem Werke mitwirken.“

Die Resonanz auf diesen Aufruf war überwältigend. Die Gesellschaft gründete sich tatsächlich, Bertha von Suttner wurde zur ersten Präsidentin ernannt und blieb dies ihr Leben lang. Ebenfalls 1891 wurde Bertha zur Vizepräsidentin des Internationalen Friedensbüros ernannt – dieses internationale Friedensnetzwerk hatte sie mitgegründet, heute ist es mit mehr als 400 Mitgliedern das größte Friedensnetzwerk der Welt. Im Jahr darauf gründete sie die „Deutsche Friedensgesellschaft“ und nahm in den Folgejahren an verschiedenen Friedenskongressen teil: 1892 in Bern, 1894 in Antwerpen und 1897 in Hamburg.

Einsatz für die Gleichstellung von Frauen

Bertha von Suttner setzte sich nicht nur für den Frieden ein, sondern auch für die Gleichberechtigung von Frauen. Sie forderte, dass Frauen wählen dürfen, dass sie Zugang zu Bildung erhalten und einen eigenen Beruf ausüben dürfen. Die Gleichstellung der Geschlechter war für sie Grundbedingung für die „Erhöhung der Menschenwürde“. Zugleich bewirke die Erziehung zum Frieden, dass „das Vorrecht des Stärkeren radikal ausgerottet“ werde.

Zudem wandte sie sich entschieden gegen Tierversuche und schrieb 1898 in „Schach der Qual“: „Wer irgendwo das Mitleid erstickt, wer der Hartherzigkeit ein Privilegium gibt, der schadet der Mit- und Nachwelt weit mehr, als durch irgendwelche physiologische und medizinische – dabei problematische – Ergebnisse genützt werden kann.“

Teilnahme an bedeutenden Friedenskonferenzen

1899 bereitete die Schriftstellerin und Pazifistin die „Erste Haager Friedenskonferenz“ in Den Haag mit vor und nahm an dieser als einzige Frau und Nicht-Regierungsvertreter*in teil. Drei Jahre später starb ihr Ehemann im Alter von 52 Jahren. Der Gutshof des Paares musste in der Folge wegen Überschuldung versteigert werden. Bertha von Suttner zog deshalb nach Wien.

Als eine der bedeutendsten Teilnehmerinnen nahm die Schriftstellerin im Juni 1904 an der „Internationalen Frauenkonferenz“ des Internationalen Frauenrats in Berlin teil. Anschließend reiste sie nach Boston zum „Weltfriedenskongress“, besuchte in der Folge weitere US-amerikanische Städte und hielt jeden Tag bis zu drei Vorträge. Präsident Theodore Roosevelt lud die bekannte Frau sogar zu einem Gespräch ins Weiße Haus in Washington D. C. ein.

Verleihung des Friedensnobelpreises

Als erste Frau erhielt Bertha von Suttner im Dezember 1905 den Friedensnobelpreis. Alfred Nobel, der neun Jahre zuvor verstorben war, hatte sie bereits in seinem Testament als Preisträgerin vorgeschlagen, jedoch war die Pazifistin zunächst vom Komitee übergangen worden. Zwei Jahre später nahm sie auch an der „Zweiten Haager Friedenskonferenz“ teil. 

1911 warnte sie anlässlich des ersten Bombenabwurfs aus einem Flugzeug durch italienische Piloten vor den Folgen der Industrialisierung des Krieges: „Und mit jedem Tag wird der Krieg verbrecherischer […]. Nein, humanisieren läßt sich bei den heutigen und morgigen Kriegsmitteln der Krieg nicht mehr; vergebens ist es , ihn den Gesetzen der steigenden Kultur und der erwachenden Menschlichkeit anpassen zu wollen; nur zweierlei ist möglich: daß die Zivilisation den Krieg vernichtet, oder daß im Zukunftskrieg die Zivilisation zugrunde geht.“

Tod kurz vor dem Ersten Weltkrieg

Die Gefahr des Ersten Weltkrieges war für Bertha von Suttner deutlich spürbar, wiederholt warnte sie davor. Den Ausbruch des Krieges musste die Pazifistin indes nicht mehr miterleben, sie starb wenige Wochen zuvor am 21. Juni 1914 in Wien. Ihre letzten Worte sollen „Die Waffen nieder, sag’s vielen“ gewesen sein.

Noch heute erinnert vieles an die Arbeit und Überzeugungen der Schriftstellerin. So ziert ihr Abbild die österreichische 2-Euro-Münze, in Deutschland sind etliche Straßen, Plätze und Schulen nach ihr benannt. Ihr Nachlass wird hauptsächlich in der „Bibliothèque des Nations Unies“ in Genf verwahrt. 


Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bertha_von_Suttner