Vielleicht ist Ihnen der Begriff toxische Männlichkeit (toxic masculinity) schon einmal begegnet. Was hinter dem Konzept der toxischen Männlichkeit steht und welche Auswirkungen dies auf uns alle hat, wollen wir Ihnen nachfolgend erläutern.

    Was ist Männlichkeit?

    Bereits Kinder haben eine gewisse Vorstellung davon, was männlich und was weiblich ist. Diese Kategorien sind für uns alle sehr prägend und verhindern mitunter eine freie Entfaltung der Persönlichkeit. Männlichkeit bezieht sich somit nicht auf das biologische Geschlecht (Sex), sondern auf das konstruierte soziale Geschlecht (Gender) und umfasst mehrheitlich heterosexuelle Cis-Männer (bei denen biologisches Geschlecht mit dem sozialen Geschlecht übereinstimmt).

    Mit dem Begriff der toxischen Männlichkeit oder auch schädlichen Männlichkeit ist somit nicht gemeint, dass Männer schädlich oder schlecht sind. Sondern dass bestimmte Aspekte schädlich sind, die gesellschaftlich und kulturell bestimmen, was Männlichkeit bedeutet.

    So wirkt sich toxische Männlichkeit auf Männer aus

    Zu diesen Aspekten gehören beispielsweise: keine Gefühle zu zeigen, hart zu sein, keine Schwäche zu zeigen – höchstens Wut, aggressiv sein, nicht lieb und zärtlich, keinen engen Körperkontakt zu anderen Jungen/Männern (außer im Kontext Sport). Wer nie gelernt hat, eine Verbindung zu seinem Körper und seinen Gefühlen aufzubauen, kann die eigenen Grenzen ebenso wenig respektieren und einschätzen wie die der anderen. Dies äußert sich in einem schlechten Umgang mit dem eigenen Körper, einer gesundheitlichen Vernachlässigung und der Tendenz zu Depressionen und Sucht. Somit ist dieses toxische Verhalten auch giftig für Männer selbst.

    Männlichkeit versus Weiblichkeit

    Männlichkeit wird als Gegenentwurf zu Weiblichkeit konstruiert, wobei alles, was nicht als männlich gilt, abgewertet und somit nicht als gleichwertig angesehen wird.

    Beispiele aus dem Sprachgebrauch

    MännlichkeitWeiblichkeit
    wortkargkommunikativ
    dominantvermittelnd
    rationalemotional
    VerstandKörper
    starkschwach
    Übersicht: typische Beispiele unseres Sprachgebrauchs

    So wirkt sich toxische Männlichkeit auf andere aus

    Gerade in den letzten Jahren haben das Aufzeigen und Hinterfragen von toxischen männlichen Strukturen Fahrt aufgenommen. Wir erinnern uns alle an die #metoo-Debatte, die weitreichende Folgen hatte.

    Das Konzept von toxischer Männlichkeit ist mit Privilegien verbunden, die auf institutioneller, struktureller und individueller Ebene wirken und in Form von Ungleichheit, also auch Gewalt, zutage treten. Dazu gehören beispielsweise Sexismus und Homophobie, aber auch ein geschlechtsspezifisches Lohngefälle und ein extremes Leistungsdenken.

    Gesellschaftliche, politische oder auch wirtschaftliche Veränderungen männlich dominanter Strukturen werden als Angriff und Bedrohung der eigenen Privilegien wahrgenommen. Dies kann sich in Ihrem Kontext als Gleichstellungsbeauftragte beispielsweise darin äußern, dass Ihr Amt infrage gestellt wird.

    Männlichkeit hinterfragen und neu
    definieren lernen

    Um eine Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen, ist es notwendig, dass Männer selbst die vorhandenen Strukturen und die eigene Rolle infrage stellen und dass die Ungleichheit durch ihre Privilegien nicht weiter aufrechterhalten wird. Das Ziel sollte nicht sein, dass sich Frauen so verhalten wie Männer. Vielmehr sollten toxische Schwachstellen im System ausfindig gemacht werden und für kein Geschlecht mehr als Anspruch gelten.

    Fazit: Greifen Sie die Thematik auf

    Das Konzept der toxischen Männlichkeit hilft dabei aufzuzeigen, dass bestimmte traditionelle Geschlechternormen schädlich sind, und zwar für alle Menschen. Sie als Gleichstellungsbeauftragte können z. B. auf die Thematik aufmerksam machen, indem Sie ein Seminar zu Männerbildern initiieren.

    Die Gleichstellungsbeauftragten der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und die des Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI haben beispielsweise den Männerforscher Christopher May eingeladen, der in Seminaren rund um kritische Männlichkeit und Männerbilder in der Arbeitswelt referiert hat. Mehr zu diesem Thema finden Sie hier.

    FAQ-Bereich

    Was ist toxische Männlichkeit?

    Mit dem Begriff der toxischen Männlichkeit oder auch schädlichen Männlichkeit ist somit nicht gemeint, dass Männer schädlich oder schlecht sind. Sondern dass bestimmte Aspekte schädlich sind, die gesellschaftlich und kulturell bestimmen, was Männlichkeit bedeutet.

    Wie wirkt sich toxische Männlichkeit auf andere aus?

    Das Konzept von toxischer Männlichkeit ist mit Privilegien verbunden, die auf institutioneller, struktureller und individueller Ebene wirken und in Form von Ungleichheit, also auch Gewalt, zutage treten. Dazu gehören beispielsweise Sexismus und Homophobie, aber auch ein geschlechtsspezifisches Lohngefälle und ein extremes Leistungsdenken.

    Was kann ich als Gleichstellungsbeauftragte dagegen tun?

    Das Konzept der toxischen Männlichkeit hilft dabei aufzuzeigen, dass bestimmte traditionelle Geschlechternormen schädlich sind, und zwar für alle Menschen. Sie als Gleichstellungsbeauftragte können z. B. auf die Thematik aufmerksam machen, indem Sie ein Seminar zu Männerbildern initiieren.

    Kann ich „Gleichstellung im Blick“ probelesen?

    Ja. Wir bieten allen interessierten Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten die Möglichkeit eine Ausgabe 14 Tage lang kostenfrei zu lesen. Sie entscheiden erst dann, ob Sie einen kostenpflichtigen Bezug möchten oder nicht.

    Was bietet mir „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ bietet allen Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten relevante, aktuelle und rechtssichere Informationen zur Herstellung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Neben der gedruckten Ausgabe haben Leser*innen die Möglichkeit eine telefonische Sprechstunde für individuelle Fragen in Anspruch zu nehmen. Ebenso laden wir mindestens 1mal pro Jahr zu einem Netzwerktreffen zum Austauschen und Netzwerken ein. Ein Zugang zu einem Onlinebereich, in dem Sie Muster-Initiativanträge, Checklisten, Übersichten und Muster-Schreiben herunterladen können, rundet das Angebot ab.