Wie Sie mit Abgrenzungsstrategien gut für sich sorgen

Wie Sie mit Abgrenzungsstrategien gut für sich sorgen

Kennen Sie das auch? Eigentlich haben Sie schon seit einigen Stunden Feierabend, aber leider kreisen Ihre Gedanken immer noch um die letzte Aufgabe, die Sie bearbeitet haben, oder um die nächste berufliche Herausforderung. Dieses Gedankenkarussell raubt Ihnen Ihre wohlverdiente Erholung im Feierabend. Damit stehen Sie sicher nicht allein da. Viele Arbeitnehmer*innen teilen das Problem, sich nicht hinreichend von ihrem Arbeitsplatz abgrenzen zu können. Manche Beschäftigte, insbesondere Frauen, die von Mehrfachbelastungen (z. B. Familien- und Pflegeaufgaben) betroffen sind, leiden doppelt darunter, sich nicht von ihren Verpflichtungen abgrenzen zu können. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Abgrenzungsstrategien Sie selbst für Ihren Berufsalltag nutzen oder den Beschäftigten in Ihrer Dienststelle empfehlen können.

    Kennen Sie auch diese Menschen, die zu allem Ja sagen, aber sich kontinuierlich überlastet fühlen, oder gehören Sie selbst dazu? Dies könnte an einer zu geringen Abgrenzung vom Arbeitsplatz bzw. sonstigen Verpflichtungen liegen. Mangelnde Abgrenzung zwischen Beruf und Privatleben geht meist mit mehr Unzufriedenheit am Arbeitsplatz sowie im Privatleben einher und kann auch die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen (Scheibe & Roßnagel, Keeping work and private life apart: Age-related differences in managing the work–nonwork interface, 2018).

    Grenzen ziehen am Arbeitsplatz

    Im Beruf hängt das Bewerkstelligen einer guten Work-Life-Balance laut Studien von den Fähigkeiten der Beschäftigten ab, sich gegenüber ihrer Arbeit abgrenzen zu können (Sonnetag, Binnewies & Moiza, Staying Well and Engaged when Demands are High: The Role of Psychological Detachment, 2010). Arbeitnehmer*innen mit guten Abgrenzungsstrategien leiden Studien zufolge auch weniger unter Stress, Problemen mit der mentalen Gesundheit oder psychosomatischen Beschwerden (Scheibe & Roßnagel, 2018).

    Abgrenzung im Amt

    Sie als Gleichstellungsbeauftragte arbeiten grundsätzlich weisungsfrei, aber auch eigene Erwartungen und die der Wähler*innen sowie Konflikte in der Dienststelle können für Druck sorgen, der gute Abgrenzungsstrategien erforderlich macht. Für die meisten Gleichstellungsbeauftragten ist die Arbeit doch ein Herzensthema. Machen Sie sich bewusst: Sie können anderen nur helfen, wenn Sie sich zuerst um sich selbst kümmern, was auch bedeutet, sich abzugrenzen.

    Die Sorge vor Konsequenzen

    Wie gelingt die Balance, sich besser von der Arbeit abzugrenzen und gleichzeitig den Verpflichtungen nachzukommen? Viele Beschäftigte haben Sorge, klare Grenzen zu setzen bzw. einmal Nein zu sagen, weil sie negative Auswirkungen auf ihre Laufbahn befürchten. Gerade wenn Frau etwa negatives Feedback von einer Führungskraft erhalten hat, weil sie vermeintlich zu wenig Engagement gezeigt hat, können negative Gefühle bzw. solche Ängste aufkommen. Machen Sie sich bewusst: Abgrenzung kann kurzfristig für Konflikte sorgen. Langfristig wird es Ihnen aber dadurch bessergehen.

    Abgrenzung lässt sich erlernen

    Die gute Nachricht ist: Abgrenzung lässt sich erlernen. Gerade Frauen wird häufig nachgesagt, ihre eigenen Grenzen nicht gut zu verteidigen. Viele Frauen haben noch heute ein Selbstbild, das sich auf Altruismus stützt. Allzu energetisches Auftreten und „klare Kante“ zeigen werden eher als unweiblich angesehen. Natürlich sind dies alles Vorurteile, mit denen es aufzuräumen gilt. Trotz allem lohnt es sich, Ihre eigenen Werte zu hinterfragen und klare Grenzen zu setzen (https://bit.ly/3r03OEK).

    Fragen Sie sich z. B.:
    – Wo liegen eigentlich meine Grenzen? Kenne ich diese nicht oder überschreite ich sie regelmäßig?
    – Wenn Sie merken, dass Sie Ihre Grenzen selbst regelmäßig überschreiten: Woran liegt das?
    – Wie verhalten sich Ihre (männlichen) Kollegen? Sind diese auch ständig dazu bereit, allen einen Gefallen zu tun? Wenn die Antwort darauf Nein lautet: Wieso sollten Sie dies dann tun?

    Praktische Tipps für Abgrenzung

    • In Zeiten von Corona war Homeoffice an der Tagesordnung. Merken Sie jedoch, dass Ihnen die Abgrenzung dort schwerer fällt, kehren Sie – wenn möglich – in Ihre Dienststelle zurück. Wenn Sie weiter im Homeoffice arbeiten, kann z. B. auch ein kleiner Spaziergang vor und nach der Arbeit zur Abgrenzung verhelfen.
    • Lernen Sie, eigene und fremde negative Gefühle auszuhalten. Diese gehören auch zum Leben. Wer Nein sagt, muss sich nicht schuldig fühlen.
    • Überschreiten Kolleg*innen oder Vorgesetzte regelmäßig Ihre Grenzen? Dann konfrontieren Sie diese Person damit, auch gegen Widerstände.

    Fazit: Abgrenzung ist wichtig!

    Abgrenzung ist wichtig im heutigen Arbeitsleben, für Sie und für die Beschäftigten. Machen Sie sich eines bewusst: Grenzen setzen ist eine Fähigkeit und muss daher geübt und regelmäßig trainiert werden. Zudem sind Grenzen etwas sehr Persönliches. Welche Strategien funktionieren, hängt stets von der Person ab. Hilft Ihnen beispielsweise eine Runde joggen, um den Kopf freizubekommen, oder eine kreative Aktivität? Oder können Sie sich nach der Arbeit erst mal andere Kleidung anziehen, um eine klare Grenze zum Arbeitsalltag zu setzen? Sie können ruhig kreativ sein. Vielleicht gibt es gar etwas Neues, was Sie schon immer einmal ausprobieren wollten. Bleiben Sie dran, es wird sich lohnen.

    FAQ-Bereich

    Für wen ist „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ richtet sich speziell an Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragte im öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft in ganz Deutschland.

    Kann ich „Gleichstellung im Blick“ probelesen?

    Ja. Wir bieten allen interessierten Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten die Möglichkeit eine Ausgabe 14 Tage lang kostenfrei zu lesen. Sie entscheiden erst dann, ob Sie einen kostenpflichtigen Bezug möchten oder nicht.

    Was bietet mir „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ bietet allen Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten relevante, aktuelle und rechtssichere Informationen zur Herstellung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Neben der gedruckten Ausgabe haben Leser*innen die Möglichkeit eine telefonische Sprechstunde für individuelle Fragen in Anspruch zu nehmen. Ebenso laden wir mindestens 1mal pro Jahr zu einem Netzwerktreffen zum Austauschen und Netzwerken ein. Ein Zugang zu einem Onlinebereich, in dem Sie Muster-Initiativanträge, Checklisten, Übersichten und Muster-Schreiben herunterladen können, rundet das Angebot ab.

    Was hat es mit der Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben auf sich?

    Im Beruf hängt das Bewerkstelligen einer guten Work-Life-Balance laut Studien von den Fähigkeiten der Beschäftigten ab, sich gegenüber ihrer Arbeit abgrenzen zu können. Arbeitnehmer*innen mit guten Abgrenzungsstrategien leiden Studien zufolge auch weniger unter Stress, Problemen mit der mentalen Gesundheit oder psychosomatischen Beschwerden.

    Warum wird so wenig abgegrenzt?

    Kurz gesagt: Die Sorge vor Konsequenzen. Viele Beschäftigte haben Sorge, klare Grenzen zu setzen bzw. einmal Nein zu sagen, weil sie negative Auswirkungen auf ihre Laufbahn befürchten. Gerade wenn Frau etwa negatives Feedback von einer Führungskraft erhalten hat, weil sie vermeintlich zu wenig Engagement gezeigt hat, können negative Gefühle bzw. solche Ängste aufkommen. Machen Sie sich bewusst: Abgrenzung kann kurzfristig für Konflikte sorgen. Langfristig wird es Ihnen aber dadurch bessergehen.