Gewalt in der Partnerschaft kann vielfältige Formen annehmen. Körperliche Übergriffe wie Schläge, Verletzungen oder sexuelle Gewalt, aber auch psychische Gewalt in Form von Demütigungen, Kontrollverhalten und seelischer Grausamkeit gehören dazu. Warnsignale können sich schleichend zeigen, daher ist es wichtig, spezifische Anzeichen frühzeitig zu erkennen. Die Kriminologin Jane Monckton-Smith hat ein 8-Stufen-Modell entwickelt, das die Anzeichen drohender Gewalt in der Partnerschaft besser erkennen lässt. Wie Sie dieses Modell bekannter machen, stellen wir Ihnen nachfolgend vor.
INFO: Quick Facts zu Femiziden |
Der Begriff „Femizid“ bezeichnet die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Es handelt sich um eine spezifische Form von geschlechtsspezifischer Gewalt, bei der Frauen allein aufgrund ihres Frauseins Opfer von Tötungsdelikten werden. In Deutschland wird fast jeden dritten Tag eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet. Laut einer kriminalstatistischen Auswertung des Bundeskriminalamts waren 80,5 % der Opfer von Partnerschaftsgewalt weiblich. |
Eskalation von Gewaltkonflikten sichtbar machen
Die britische Kriminologin Jane Monckton Smith forscht zu Stalking, Partnerschaftsgewalt und Femiziden. Für ihre Femizid-Studie hat sie acht Stufen von Beziehungen herausgearbeitet, die mit Mord oder Totschlag enden können. Insbesondere für Polizei und Sozialbehörden kann dieser „Zeitplan“ eine Unterstützung dabei bieten, Intensivierungen von Gewalt in (Risiko-)Beziehungen zu erkennen. Damit kann er auch dabei helfen, vor allem eins zu verhindern: Frauenmorde.
Smith beschreibt die schrittweise Intensivierung von Risikobeziehungen wie folgt:
Stufe 1 – Vorgeschichte: Der Täter ist bereits durch Stalking, häusliche Gewalt oder andere Gewaltdelikte aufgefallen oder gar straffällig geworden.
Stufe 2 – frühe, feste Bindung: Die Beziehung wird schnell sehr intensiv. Das Opfer vernachlässigt dadurch andere soziale Beziehungen. Der Täter zeigt sich früh sehr eifersüchtig.
Stufe 3 – Kontrollsucht: Es kommt zu Kontrollverhalten, Stalking, Gewalt (Schubsen), sexueller Aggression, Besitzanspruch, Eifersucht, Drohungen, auch gegen (gemeinsame) Kinder oder Tiere.
Stufe 4 – Auslöser: ein Vorfall, der Rachegelüste gegen das Opfer entfacht. Die Macht des Täters über die Frau wird durch ein Ereignis gefährdet, z. B. eine Trennung.
Stufe 5 – Es- kalation: Das besorgniserregende Verhalten des Täters häuft sich und es kommt zu Todes- oder Suiziddrohungen: „Ich werde dich nicht gehen lassen.“
Stufe 6 – scheinbarer Sinneswandel: Der Täter vermittelt den Eindruck, als ob er sich zurückziehen würde und sich vom Opfer abwendet.
Stufe 7 – Planung: Der Täter verstärkt die Drohungen und das Stalking. Er recherchiert nach Mordarten, sammelt Waffen und versucht, das Opfer zu isolieren.
Stufe 8 – Mord: Mord, erweiterter Suizid oder Mord, der als Suizid oder Unfall inszeniert wird. Der Täter gibt Notwehr an, betreibt also „Victim Blaming“.
Das gefährliche Narrativ einer „Affekttat aus Leidenschaft“
Durch Ihre Forschung räumt Smith auch mit dem Begriff des „Verbrechens aus Leidenschaft“ auf. Denn die Mehrzahl der untersuchten Fälle wurden mit erheblichem Aufwand geplant und reflektiert und entschlossen durchgeführt. Im Vordergrund stand der zwanghafte Drang des Täters, die Kontrolle über die Frau und die Beziehung zu behalten.
Meine Empfehlung:
1. Austausch zu geschlechtsspezifischer Gewalt am runden Tisch: Nicht nur die Polizei, sondern auch die Sozialbehörden, Frauenberatungsstellen, Fachberatungsstellen für Prostituierte oder auch Kindertagesstätten sollten über das 8-Stufen-Modell in Kenntnis gesetzt werden. Dies sind Einrichtungen, die nah mit den potenziellen Opfern bzw. Tätern arbeiten und eventuelle Veränderungen oder Zuspitzungen bemerken können. In einigen Kommunen gibt es bereits einen sogenannten „runden Tisch“ zu spezifischen Thematiken. In so einer Runde können Sie das 8-Stufen-Modell nach Smith vorstellen und darauf hinweisen, dass eine Schulung des Personals eine geeignete Präventionsmaßnahme darstellt.
2. Verbreiten Sie die Infos durch Flyer oder Plakate. Denn nicht nur die Behörden bzw. Beratungsstellen, sondern insbesondere die gefährdeten Frauen selbst bzw. ihre Angehörigen können durch das 8-Stufen-Modell eventuell drohende Gewaltkonflikte früher vorhersehen und sind so noch in der Lage zu handeln. Insofern bietet sich ein Flyer bzw. ein Plakat an, auf dem die oben genannten Stufen kurz und prägnant beschrieben werden. Die Plakate und Flyer könnten in Diskotheken, Sportstudios etc. verteilt oder aufgehängt werden.
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Die britische Kriminologin Jane Monckton Smith forscht zu Stalking, Partnerschaftsgewalt und Femiziden. Für ihre Femizid-Studie hat sie acht Stufen von Beziehungen herausgearbeitet, die mit Mord oder Totschlag enden können. Insbesondere für Polizei und Sozialbehörden kann dieser „Zeitplan“ eine Unterstützung dabei bieten, Intensivierungen von Gewalt in (Risiko-)Beziehungen zu erkennen.
Stufe 1 – Vorgeschichte: Der Täter ist bereits durch Stalking, häusliche Gewalt oder andere Gewaltdelikte aufgefallen oder gar straffällig geworden.
Stufe 2 – frühe, feste Bindung: Die Beziehung wird schnell sehr intensiv. Das Opfer vernachlässigt dadurch andere soziale Beziehungen. Der Täter zeigt sich früh sehr eifersüchtig.
Stufe 3 – Kontrollsucht: Es kommt zu Kontrollverhalten, Stalking, Gewalt (Schubsen), sexueller Aggression, Besitzanspruch, Eifersucht, Drohungen, auch gegen (gemeinsame) Kinder oder Tiere.
Stufe 4 – Auslöser: ein Vorfall, der Rachegelüste gegen das Opfer entfacht. Die Macht des Täters über die Frau wird durch ein Ereignis gefährdet, z. B. eine Trennung.
Stufe 5 – Eskalation: Das besorgniserregende Verhalten des Täters häuft sich und es kommt zu Todes- oder Suiziddrohungen: „Ich werde dich nicht gehen lassen.“
Stufe 6 – scheinbarer Sinneswandel: Der Täter vermittelt den Eindruck, als ob er sich zurückziehen wür- de und sich vom Opfer abwendet.
Stufe 7 – Planung: Der Täter verstärkt die Drohungen und das Stalking. Er recherchiert nach Mordarten, sammelt Waffen und versucht, das Opfer zu isolieren.
Stufe 8 – Mord: Mord, erweiterter Suizid oder Mord, der als Suizid oder Unfall inszeniert wird. Der Täter gibt Notwehr an, betreibt also „Victim Blaming“.