Maryam Mirzakhani

Maryam Mirzakhani – Inspiration für Tausende Frauen

12. Mai 1977Geboren in Teheran
1999Bachelor-Abschluss in Mathematik an der Scharif-Universität
2004Promotion an der Harvard University
2005Hochzeit mit Jan Vondrák
2008Professur an der Stanford University
2009Auszeichnung mit dem „Blumenthal Award“
2011Geburt der Tochter Anahita
2013Erhalt des „Ruth Lyttle Satter Prize“
2014Auszeichnung der „Clay Foundation“
2014Verleihung der „Fields-Medaille“
14. Juli 2017Gestorben in Stanford

Sie gilt als Inspiration für Frauen auf der ganzen Welt, insbesondere für Mathematikerinnen und Naturwissenschaftlerinnen. Denn Maryam Mirzakhani war die erste Frau, der 2014 die renommierte Fields-Medaille verliehen wurde. Damit wurden ihre besonderen Leistungen auf dem Gebiet der Mathematik geehrt. Sie selbst betrachtete diese Auszeichnung auch als Ansporn für Frauen und Mädchen, sich von der männlichen Konkurrenz nicht unterkriegen zu lassen.

Besuch einer Schule für begabte Mädchen

Am 12. Mai 1977 erblickte Maryam Mirzakhani in Teheran das Licht der Welt. Sie wuchs mit drei Geschwistern in einer weltoffenen, liberalen Familie auf. Ihre Eltern förderten sie und ihre Geschwister und legten Wert auf eine gute Schulbildung, um sie auf ihr Erwachsenenleben vorzubereiten. „Es war ihnen wichtig, dass wir sinnvolle und befriedigende Berufe haben“, sagte Maryam Mirzakhani einmal in einem ihrer seltenen Interviews.

Maryam Mirzakhani besuchte die Farzanegan-Schule für besonders begabte Mädchen in Teheran. Ihr Fokus lag zunächst jedoch auf den Literaturwissenschaften. Maryam Mirzakhani liebte es zu lesen und hegte den Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Erst ihr älterer Bruder weckte ihr Interesse für Naturwissenschaften und Mathematik: „Er hat mir immer erzählt, was er in der Schule gelernt hat.“

Goldmedaillen bei den Internationalen Mathematik-Olympiaden

Schon bald gehörte Maryam Mirzakhani zu den besten Schülerinnen in Mathematik und nahm an Mathematikwettbewerben teil, die bis dahin nur Jungen vorbehalten waren. Sie wurde sogar in das iranische Team für die Internationale Mathematik-Olympiade aufgenommen und gewann bei den Wettbewerben 1994 in Honkong und 1995 in Toronto insgesamt drei Goldmedaillen.

Nach ihrem Schulabschluss erhielt Maryam Mirzakhani ein Stipendium und studierte Mathematik an der Sharif-Universität in Teheran. Sie schloss ihr Studium s dort 1999 mit dem Bachelor ab und ging für ihr Master-Studium in die USA. Sie studierte an der Harvard-Universität in Cambridge und promovierte dort 2004 unter Curtis McMullen, dem Gewinner der Fields-Medaille im Jahr 1998.

Dissertation löste seit Jahrzehnten ungeklärte Fragen

Ihre Dissertation schlug hohe Wellen und wurde von ihrem Doktorvater als „Meisterwerk“ bezeichnet. Maryam Mirzakhani arbeitete darin über Geodäten in hyperbolischen Riemannschen Flächen – geometrische Flächen oder Figuren, die in der realen Welt nicht existieren, sondern nur mit Zahlen beschrieben werden können. Gleichzeitig klärte sie in ihrer Dissertation zwei Forschungsfragen, die seit Jahrzehnten ungelöst waren: So entwickelte sie eine Formel für die Berechnung des Volumens von Modulräumen.

Zu ihrer Doktorarbeit veröffentlichte die junge Mathematikerin Aufsätze in renommierten Fachzeitschriften und wurde für ihre Arbeit 2009 mit dem „Blumenthal Award“ der American Mathematical Society ausgezeichnet.

Mit 31 Jahren zur ordentlichen Professorin ernannt

Nach ihrer Promotion wechselte Maryam Mirzakhani an die Princeton University in New Jersey und arbeitete dort als Assistant Professor. Zeitgleich forschte sie als Stipendiatin am Clay Mathematics Institute in Cambridge. Im September 2008 erhielt sie eine ordentliche Professur an der Stanford University und ging mit ihrem Mann, dem in Tschechien geborenen Mathematiker Jan Vondrák, nach Kalifornien. Beide hatten sich bereits während Maryam Mirzakhanis Studienzeit in Harvard kennengelernt und 2005 geheiratet. 2011 wurde ihre Tochter Anahita geboren.

Neben dem „Blumenthal Award“ für ihre Dissertation erhielt Maryam Mirzakhani weitere bedeutende Auszeichnungen: 2013 verlieh ihr die American Mathematical Society den „Ruth Lytttle Satter Prize in Mathematics“, 2014 wurde sie gemeinsam mit dem deutschen Mathematiker Peter Scholze mit dem „Clay Research Award“ des US-amerikanischen Clay Mathematics Institute ausgezeichnet.

Höchste Auszeichnung der Mathematik

Ebenfalls 2014 wurde Maryam Mirzakhani zur Plenarsprecherin des Internationalen Mathematikerkongresses in Seoul benannt. Im selben Jahr wurde ihr zudem die höchste Auszeichnung in der Mathematik zuteil: Am 13. August erhielt sie als erste iranische Person und als erste Frau die renommierte „Fields-Medaille“. Diese Auszeichnung nahm die Mathematikerin zum Anlass, die schwierige Stellung von Frauen in den vornehmlich von Männern geprägten Naturwissenschaften anzusprechen und Frauen zu ermutigen. „Ich bin mir sicher, dass immer mehr Frauen bis an die Spitze kommen“, sagte sie. 

2015 wurde die Mathematikerin in die „American Philosophical Society“ und in die „London Mathematical Society“ gewählt. Im Jahr darauf wurde sie in die „National Academy of Sciences“ der Vereinigten Staaten von Amerika und die Pariser „Académie des sciences“ aufgenommen, 2017 in die „American Academy of Arts and Sciences“.

Besondere Leistungen und Herangehensweise

Besonders an Maryam Mirzakhani waren nicht nur ihre Leistungen und Forschungsergebnisse, sondern vor allem ihre Herangehensweise: Um mathematische Probleme zu lösen, verknüpfte sie verschiedene Disziplinen der Mathematik miteinander. „Es ist, wie wenn ich mich im Dschungel verlaufen hätte. Ich versuche, alles Wissen, das ich zusammenkratzen kann, mit neuen Tricks zu verbinden, und mit etwas Glück finde ich einen Weg heraus“, beschrieb die Mathematikerin ihre Arbeitsweise.

Zudem ging Maryam Mirzakhani visuell an mathematische Probleme heran und rechnete nicht einfach drauflos. Zu Hause breitete sie große Papierbögen auf dem Fußboden aus und zeichnete darauf Linien und Kurven, notierte Formeln und Fragen. Ihre Tochter beschrieb die Arbeit ihrer Mutter einmal als „Malen“.

„Ihr Einfluss wird für Tausende Frauen bestehen bleiben“

2013 wurde bei Maryam Mirzakhani Brustkrebs diagnostiziert. Vier Jahre lang kämpfte sie gegen die Krankheit an, forschte und lehrte weiterhin an der Stanford University. Am 14. Juli 2017 erlag die bedeutende Mathematikerin ihrem Krebsleiden jedoch. Einige iranische Tageszeitungen berichteten über ihren Tod in besonderer Weise und brachen mit der Regel, keine Frauen ohne Kopftuch abzubilden – darunter die Zeitung „Hamshari“, die von der Teheraner Gemeindeverwaltung herausgegeben wird.

„Maryam ist viel zu früh gegangen“, bedauerte der Präsident der Stanford University, Marc Tessier-Lavigne, ihren Tod. „Aber ihr Einfluss wird für Tausende Frauen bestehen bleiben, die sie inspiriert hat, sich der Mathematik und den Naturwissenschaften zu widmen.“ 

Auch ihr Kollege Ralph Cohen, Professor für Mathematik an der Stanford University, fand lobende Worte: „Maryam verkörperte, was eine Mathematikerin oder Naturwissenschaftlerin ausmacht: das Bestreben, ein Problem zu lösen, das noch ungelöst ist, oder zu verstehen, was noch unverstanden ist. Maryam gehörte zu den großen Intellektuellen unserer Zeit und war ein wunderbarer Mensch.“


Bildquelle: https://www.britannica.com/biography/Maryam-Mirzakhani