„Immer dieser Genderwahn, das hält doch kein Mensch mehr aus!“ Bei dieser Aussage handelt es sich wohl vor allem um eine plumpe Stammtischparole, die vermutlich alle aus ihrem Alltag kennen. Aber auch abseits dieser Alltagserlebnisse bleibt der Umgang mit rechten Parolen ein schwieriges Thema. Dies gilt zunehmend auch für die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten. In diesem Beitrag zeigen wir Möglichkeiten auf, wie Sie als Gleichstellungsbeauftragte bei Angriffen von rechts agieren können. Dieser Beitrag bietet jedoch nur einen Überblick. Bei Problemen können Sie z. B. die unten genannte Publikation der Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten (BAG) für eine vertiefende Lektüre nutzen.

Haben Sie auch schon die Erfahrung machen müssen, von rechter Seite für Ihre Arbeit angefeindet zu werden? Das Thema Gleichstellung ist vielen rechten bzw. rechtskonservativen Menschen ein Dorn im Auge. Sie als Gleichstellungsbeauftragte können mit Ihrer Arbeit daher schnell zur Zielscheibe werden.

Was ist Antifeminismus?

Rechte Hetze kann sich aus verschiedenen Strömungen gegenüber Gleichstellungsarbeit bzw. gegen eine Pluralität der Ge- schlechter und Lebensformen richten. Wie der Name bereits verrät, versteht sich der Antifeminismus z. B. als Gegenbewegung zum Feminismus und richtet sich damit gegen die Vielfalt in Familienmodellen, Sexualität und der Geschlechter. Männer sieht der Antifeminismus in der Opferrolle der Gesellschaft, die durch die Gleichstellungspolitik und Frauen unterdrückt werden (https://bit.ly/3prlkQZ).

Geschlecht und Rechtspopulismus

Auch in rechtspopulistischen und rechtsextremen Strömungen spielt der Begriff Geschlecht eine signifikante Rolle, wobei es hier vor allem um die Orientierung hin zu einem traditionellen Familien- und Geschlechtermodell geht. Davon abweichende Lebensmodelle werden diffamiert und als „unnatürlich“ abgewertet (https://bit.ly/2y2lqnU).

Diese Gegenstrategien können Sie nutzen

Die Autor*innen der Publikation „Gleichstellung als Demokratiegefährdung? Gleichstellung in Zeiten von Rechtspopulismus“ (2018) der BAG (https://bit.ly/2y2lqnU) haben Gleichstellungsbeauftragte nach wirksamen Gegenstrategien befragt, die Sie auch für Ihre Arbeit nutzen können:

–  Nutzen Sie Ihren Gestaltungs- und Handlungsspielraum 
Als Gleichstellungsbeauftragte sind Sie Expert*in für geschlechterspezifische Belange in Ihrer Kommune. Daher haben Sie viel Fachwissen (Bedarfe, Netzwerke etc.), das Sie nutzen können, um auch in diesem Feld Akzente zu setzen. Auch bei Gegenreden und Anfeindungen sollten Sie sich nicht einschüchtern lassen. Allerdings sollten Sie diese natürlich dokumentieren.

  • Vernetzen Sie sich
    Durch eine Vernetzung mit Akteur*innen wie etwa anderen Gleichstellungsbeauftragten, Beratungsstellen, Frauencafés oder Kommunalpolitiker*innen können Sie durch Austausch wichtiges Wissen für den Umgang mit Anfeindungen etc. erlernen.
  • Eignen Sie sich Fachwissen an
    Wenn Sie sich thematisch gut auskennen und auf dem Laufenden bleiben, etwa mithilfe aktueller Studien, können Sie den rechten Parolen leichter fundiertes Wissen entgegenhalten und leichter für geschlechterspezifische Themen sensibilisieren.
  • Organisieren Sie Schulungen und Informationsangebote 
    Schulen Sie Ihre Netzwerke oder organisieren Sie Trainings und machen Sie Organisationsangebote für Betroffene mithilfe von Expert*innen.

Muster-Schreiben: Einladung Vernetzungstreffen

Einladung zum Vernetzungstreffen

Liebe Kolleg*innen,
die Gleichstellungsarbeit in unserer Kommune ist zunehmend von Anfeindungen durch Rechtspopulist*innen betroffen, was für unsere Arbeit mehr und mehr zum Problem wird. Um diesem Problem zu begegnen, ist es notwendig, dass wir gemeinsam an Lösungen arbeiten, uns vernetzen und unser Wissen austauschen.

Deswegen lade ich Sie alle herzlich ein, am … um … Uhr im … (Ort) am Vernetzungstreffen zum Thema „Haltung zeigen: Wie wollen wir mit Antifeminismus und rechten Parolen umgehen?“ teilzunehmen.

Ich freue mich auf Ihr Kommen sowie eine rege und fruchtbare Diskussion!

Mit freundlichen Grüßen
Die Gleichstellungsbeauftragte

Fazit: Strategisch denken

Die zunehmenden Angriffe von rechts sind für viele Gleichstellungsbeauftragte eine hohe Belastung in ihrer Arbeit, so die BAG, weshalb eine Auseinandersetzung mit diesen Akteuren unausweichlich wird. Gleichzeitig sind Sie als Gleichstellungsbeauftragte wichtige Expert*innen und Multiplikator*innen, um rechter Hetze entgegenzutreten. Nutzen Sie die obigen Hinweise, um sich weiter zu informieren, zu engagieren, zu vernetzen und auch zu schützen. Denn Sie leisten mit Ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag – sowohl für die Gleichstellung als auch die Demokratie.

FAQ-Bereich

Für wen ist „Gleichstellung im Blick“?

„Gleichstellung im Blick“ richtet sich speziell an Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragte im öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft in ganz Deutschland.

Kann ich „Gleichstellung im Blick“ probelesen?

Ja. Wir bieten allen interessierten Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten die Möglichkeit eine Ausgabe 14 Tage lang kostenfrei zu lesen. Sie entscheiden erst dann, ob Sie einen kostenpflichtigen Bezug möchten oder nicht.

Was bietet mir „Gleichstellung im Blick“?

„Gleichstellung im Blick“ bietet allen Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten relevante, aktuelle und rechtssichere Informationen zur Herstellung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Neben der gedruckten Ausgabe haben Leser*innen die Möglichkeit eine telefonische Sprechstunde für individuelle Fragen in Anspruch zu nehmen. Ebenso laden wir mindestens 1mal pro Jahr zu einem Netzwerktreffen zum Austauschen und Netzwerken ein. Ein Zugang zu einem Onlinebereich, in dem Sie Muster-Initiativanträge, Checklisten, Übersichten und Muster-Schreiben herunterladen können, rundet das Angebot ab.

Was ist Antifeminismus?

Wie der Name bereits verrät, versteht sich der Antifeminismus z. B. als Gegenbewegung zum Feminismus und richtet sich damit gegen die Vielfalt in Familienmodellen, Sexualität und der Geschlechter. Männer sieht der Antifeminismus in der Opferrolle der Gesellschaft, die durch die Gleichstellungspolitik und Frauen unterdrückt werden.

Und was versteht man in diesem Zusammenhang unter Geschlecht und Rechtspopulismus?

Auch in rechtspopulistischen und rechtsextremen Strömungen spielt der Begriff Geschlecht eine signifikante Rolle, wobei es hier vor allem um die Orientierung hin zu einem traditionellen Familien- und Geschlechtermodell geht. Davon abweichende Lebensmodelle werden diffamiert und als „unnatürlich“ abgewertet.