Maren Kroymann
Maren Kroymann beim Deutschen Fernsehpreis 2019 in der Düsseldorfer Rheinterrasse

Maren Kroymann – Vielseitige Künstlerin, engagierte Feministin

19. Juli 1949Geburt in Walsrode
1967Abitur am Uhland-Gymnasium, anschließend Aufenthalt in den USA
1967-1971Studium der Anglistik, Amerikanistik und Romanistik an der Eberhard-
Karls-Universität Tübingen
1971Aufenthalt in Paris
Ab 1971Studium an der Freien Universität Berlin
Schauspielerin am Theater
Sängerin im Hanns-Eichler-Chor
1977Staatsexamen für das höhere Lehramt    
Ab 1980Freie Mitarbeiterin für die Rundfunksender SFB und RIAS
1982Bühnenprogramm „Auf du und du mit dem Stöckelschuh“
1993-1997Satiresendung „Nachtschwester Kroymann“ in der ARD
1993Outing im „stern“
2000Bühnenprogramm „Gebrauchte Lieder“
2000Berliner Frauenpreis für ihr Werk als Kabarettistin und Schauspielerin
2006Kuratorin der Initiative „Queer Nations“
2010Augspurg-Heymann-Preis für ihr lesbenpolitisches Engagement
2014Preis des Theaters „Prix Pantheon“ für ihr Lebenswerk
Seit 2017Satiresendung „Kroymann“ in der ARD
2019Bayrischer Fernsehpreis, Deutscher Fernsehpreis und Grimme-Preis 
für die Sendung „Kroymann“
Rose d’Or für ihr Lebenswerk

Ob sie Schauspielerin, Kabarettistin, Sängerin, Feministin oder die Stimme einer Minderheit sei, darauf antwortet Maren Kroymann gern mit: „Ich bin eine Anhängerin des Sich-nicht-entscheiden-Müssens.“ Sie ist eine facettenreiche Frau mit vielen Talenten und inzwischen vielfach für ihr künstlerisches und soziales Wirken ausgezeichnet worden. Doch im Laufe ihrer Karriere musste Maren Kroymann auch gegen Widerstände ankämpfen.

Kindheit im intellektuellen, musikalischen Umfeld

Maren Kroymann wurde am 19. Juli 1949 im niedersächsischen Walsrode als jüngstes von fünf Kindern geboren. Ihre Mutter Ilse Schoenian war promovierte Romanistin, ihr Vater Jürgen Kroymann Professor für Altphilologie. So wuchsen Maren Kroymann und ihre vier älteren Brüder in einem intellektuellen Milieu auf. Zusätzlich wurde Maren Kroymann schon in ihrer frühen Kindheit musikalisch geprägt, sie erhielt Klavierunterricht, sang im Kinderchor und ging zum Ballett, liebte Schlager und Rock‘n’Roll.

1967 machte Maren Kroymann am Uhland-Gymnasium Abitur und ging anschließend für einige Monate in die USA. Zurück in Deutschland studierte sie an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen Anglistik, Amerikanistik und Romanistik und bestand 1971 ihre Zwischenprüfung.

Studium, Theater und Gesang in Berlin

Nach der Zwischenprüfung ging die junge Frau nach Paris, um ihre Französischkenntnisse zu verbessern. Sie erlebte in der französischen Hauptstadt auch ihre politische Bewusstwerdung und nahm am 1. Mai zum 100. Jahrestag der Pariser Commune an ihrer ersten Demonstration teil.

Für ihr weiteres Studium ging Maren Kroymann nach Berlin und schrieb sich dort an der Freien Universität ein. Parallel zu ihrem Studium spielte sie am Zimmertheater und sang im Hanns-Eichler-Chor. 1977 schloss sie ihr Studium ab und bestand das Staatsexamen für das höhere Lehramt.

Eigenes Bühnenprogramm „Auf du und du mit dem Stöckelschuh“

Doch in den Beruf der Lehrerin zog es Maren Kroymann nicht. Sie arbeitete ab 1980 zunächst als freie Mitarbeiterin für die Rundfunksender SFB und RIAS und war dort als Sprecherin für anspruchsvolle Sachtexte und in Hörspielrollen tätig.

1982 stellte sie als Sängerin und Kabarettistin ihr erstes eigenes Bühnenprogramm auf die Beine. In „Auf du und du mit dem Stöckelschuh“ bewegte sie sich musikalisch in den 1950ern und rechnete in ihren kabarettistischen Zwischentexten mit dem biederen Frauenbild dieser Zeit ab.

Fernsehserien verliehen ihr Bekanntheit

Einem breiteren Publikum wurde die talentierte Maren Kroymann schließlich 1988 als Schauspielerin in der ARD-Fernsehserie „Oh Gott, Herr Pfarrer“ bekannt, in der sie die durchsetzungsfähige Pfarrersfrau Claudia spielte. 1990 verkörperte sie in ihrer eigenen Serie „Vera Wesskamp“ eine emanzipierte, verwitwete Reederin.

Ab 1993 trat Maren Kroymann mit ihrer Satiresendung „Nachtschwester Kroymann“ in der ARD auf. Als erste Frau überhaupt erhielt sie damit eine eigene Satiresendung. Sie unterhielt ihr Publikum mit Parodien und Situationskomik und machte auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam. Die „Frankfurter Rundschau“ schrieb über die Kabarettistin, sie habe „erstmals diesen feministischen Unterton angeschlagen, der in der Männerdomäne Satire-TV wie ein fieser Tinnitus ankam“.

„Der Zeit ein wenig voraus“

Trotz guter Einschaltquoten wurde „Nachtschwester Kroymann“ nach fünf Jahren abgesetzt. „Ich war der Zeit wohl ein wenig voraus“, blickt Maren Kroymann heute zurück. „Inzwischen ist die Geschichte weitergeschrieben worden, und vor allem in den letzten Jahren hat es einen lebhaften feministischen Diskurs gegeben: Es geht um Equal Pay, um die Quote, um MeToo.“

Neue Sendungen oder Rollen erhielt sie in der ARD vorerst nicht mehr, was wohl auch an ihrem öffentlichen Coming-out lag. 1993 hatte sich Maren Kroymann in einer Story des „stern“ geoutet und war damit eine der ersten Prominenten, die sich öffentlich als lesbische Frau vorstellten. „Ich sollte vor meinem Coming-out sogar mal Tatort-Kommissarin werden“, erzählt sie heute.

Engagement für Queer-Community

Da sie für bestimmte Rollen nicht mehr besetzt wurde, wendete sich Maren Kroymann wieder ihren anderen Talenten zu und entwickelte ihr zweites Bühnenprogramm. Mit „Gebrauchte Lieder“ trat sie ab 2000 auf, sang Schlager, Country, Rock’n’Roll und Pop der 1950er und 1960er und wendete sich humorvoll und feministisch jener Zeit zu.

Zudem engagierte sich Maren Kroymann abseits der Bühne für die Queer-Community – und tut dies bis heute. So war sie 2006 Kuratorin der Initiative „Queer Nations“ zur Förderung queerer Wissenschaft und Aufklärung und ist derzeit Botschafterin des Vereins „Coming Out e. V.“. Bei der Einweihung des „Homo-Mahnmals“ 2008 in Berlin setzte sie sich dafür ein, dass dieses nicht nur diskriminierten und verfolgten homosexuellen Männern, sondern auch homosexuellen Frauen gilt. Zudem las sie am 27. Januar dieses Jahres zu Ehren queerer NS-Opfer im Deutschen Bundestag aus der Biografie der lesbischen Jüdin Mary Pünjer, die am 28. Mai 1942 in der Tötungsanstalt Bernburg von den Nationalsozialisten ermordet wurde. 

Neue Satiresendung in der ARD

2011 trat die Sängerin und Kabarettistin mit ihrem dritten Bühnenprogramm „In My Sixties“ auf. Mit der Popmusik der 1960er tourte sie anschließend durch Deutschland und die Schweiz. 

Außerdem wirkte sie in vielen Filmen mit, darunter „Mutti steigt aus“ (2013, ZDF), „„Winnetous Weiber“ (ARD, 2014), „Jella jagt das Glück“, (2017, ZDF), „Der Junge muss an die frische Luft“ (2018, Kino), „Mutter kündigt“ (2021, ZDF), „Liebesdings“ (2022, Kino) und „Enkel für Fortgeschrittene“ (2022, Kino).

Satire gegen Altersdiskriminierung von Frauen

Seit 2017 hat Maren Kroymann wieder eine eigene Satiresendung in der ARD: In „Kroymann“ schlüpft die Schauspielerin und Kabarettistin in verschiedene Frauenrollen und zeigt die Absurditäten des Frauenalltags auf. Vor allem bietet sie dem Thema Frauen im Alter und Altersdiskriminierung eine Bühne. „Frauen sind nach den Wechseljahren kaum sichtbar. Es gibt noch die gütige Oma, die auf die Katze aufpasst, oder die Nachbarin, die mal aus der Tür schauen darf“, kritisiert die Künstlerin. „Aber wir arbeiten mit der Sendung tapfer dagegen an.“

Die Satiresendung wurde bereits mehrfach ausgezeichnet: 2018 und 2019 erhielt sie den Grimme-Preis, 2019 den Deutschen Fernsehpreis und den Bayrischen Fernsehpreis.

Vielfach ausgezeichnetes künstlerisches und gesellschaftliches Wirken

Auch für ihr weiteres Wirken wurde Maren Kroymann im Laufe der Zeit vielfach ausgezeichnet: 2000 erhielt sie den „Berliner Frauenpreis“ für ihr „Werk als Kabarettistin und Schauspielerin und ganz besonders für ihr mutiges und wegweisendes feministisches Kabarett“. 2010 ehrte sie die „LAG Lesben in NRW“ mit dem „Augspurg-Heymann-Preis“ für ihr lesbenpolitisches Engagement. 2014 wurde ihr der „MANEO-Award“ des „schwulen Anti-Gewalt-Projekts in Berlin“ für ihr künstlerisches und gesellschaftliches Engagement gegen Homophobie, Frauenfeindlichkeit und Gewalt verliehen, im selben Jahr erhielt sie als erste Frau den Ehrenpreis „Reif und bekloppt“ beim Prix Pantheon des Bonner Pantheon Theaters. 

2015 wurde Maren Kroymann mit dem Baden-Württembergischen Kleinkunstpreis ausgezeichnet, 2019 mit der Auszeichnung „Rose d’Or“ des Festivals für Fernsehunterhaltung für ihr Lebenswerk. Ebenfalls 2019 wurde sie mit dem „Toni-Pfülf-Preis“, der alle zwei Jahre von der SPD Bayern und der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen gestiftet wird, für ihr Engagement für Frauen in Politik und Gesellschaft geehrt. 2020 erhielt sie die „Carl-Zuckmayer-Medaille“ des Landes Rheinland-Pfalz für ihre Verdienste um die deutsche Sprache. Zudem ist sie amtierende Trägerin des „Curt-Goetz-Rings“, da sie „den leichten Ton der Komödie mit Intelligenz und einer humanistischen Grundhaltung“ verbindet.

Podcast übers Alter und Altern

Seit 2022 ist Maren Kroymann in ihrem Podcast „War’s das?“ auf Bremen-Zwei zu hören. Jede Woche trifft die Feministin eine Frau über 50 und spricht mit ihr über das Altern und das Alter. „Ich möchte wissen, welche Erfahrungen sie gemacht haben, wie man gelebt haben muss, um sich im Alter gut zu fühlen“, so Maren Kroymann über ihren Podcast. 

Selbst ist Maren Kroymann inzwischen 73 Jahre alt. An den Ruhestand denkt sie nicht, blickt nun aber anders auf ihre Projekte: „Das Alter ist eine tolle Phase dafür, um noch etwas Neues zu lernen. Es gibt keinen Druck mehr, damit etwas zu erreichen. Ich mache das einfach nur für mich.“


Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Maren_Kroymann#/media/Datei:2019-01-31-Maren_Kroymann-DFP_2019-4464.jpg