Mit 87 Jahren ist die amerikanische Richterin und Justiz-Ikone Ruth Bader Ginsburg im September 2020 verstorben. Ihr Leben widmete sie dem Kampf um Gleichstellung und Gerechtigkeit.

Ihr Start ins Leben

Ruth Bader Ginsburg wuchs als Kind jüdischer Einwanderer aus Osteuropa im damals noch als Arbeiterviertel bekannten Brooklyn auf. Sie kam aus einer eher bildungsfernen Schicht, schaffte es allerdings, an der Cornell University ihren Bachelor zu machen. Nach der Geburt ihrer Tochter entschloss sie sich, an der Havard University ein Jura-Studium aufzunehmen. Als sie sich 1956 einschreiben ließ, war sie eine von nur 9 Frauen ihres Jahrgangs. Als ihr Mann berufsbedingt nach New York City ziehen musste, wechselte sie zur Columbia Unviversity und schloss 1959 als eine von zwei Klassenbesten das Studium der Rechtswissenschaften ab.

Bildquelle: Supreme Court of the United States, Photographer: Steve Petteway

Ihre Bewerbungen blieben zunächst erfolglos

Bei Bewerbungen für das folgende Rechtsreferendariat traf Ginsburg immer wieder auf Ablehnungen aufgrund ihres Geschlechts. Nach einigen erfolglosen Vermittlungsversuchen ihrer beiden Universitäten konnte sie dank ihres Professors Gerald Gunther doch noch eine Stelle finden. Dieser drohte einem Richter nämlich, sollte er sie nicht einstellen, würde die Columbia University ihm nie wieder Studierende empfehlen.

Nach zwei Jahren Referendariat folgten für Ruth Bader Ginsburg wissenschaftliche Projekte bis sie 1963 schließlich Professorin an der Rutgers Law School wurde. Dort wurde sie aufgrund des gutbezahlten Berufs ihres Mannes schlechter bezahlt, als ihre männlichen Kollegen.

Erste Aktivitäten in der Frauenrechtsbewegung

Geprägt von ihren Erfahrungen mit einer durch und durch patriarchalen Gesellschaft wurde Ruth Bader Ginsburg in der Frauenrechtsbewegung aktiv. 1970 gründete Sie die Women’s Rights Law Reporter, die erste rechtswissenschaftliche Zeitschrift der USA über Frauenrechte.

Ab 1972 lehrte sie an der der Columbia Law School und verfasste das erste Lehrbuch zur Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Ab 1972 war sie in der American Civil Liberties Union (ACLU) aktiv und brachte sechs Fälle von Diskriminierung vor den Obersten Gerichtshof. Es dauerte allerdings noch acht weitere Jahre, bis sie 1980 als Richterin für ein Berufungsgerichte nominiert und schließlich 1993 von Präsident Bill Clinton für den Obersten Gerichtshof vorgeschlagen wurde.

Nachhaltige Verbesserung der Frauenrechte

In ihrer Zeit am Supreme Court sorgte sie für nachhaltige Verbesserungen. So konnte sie das Verbot von Frauen in Militärschulen im Bundesstaat Virginia kippen, setzte sich für das Recht auf Abtreibungen ein und stimmte für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. In ihrer Zeit am Supreme Court wurde sie nach und nach zu einer Ikone der liberalen Popkultur.

Trotz mehrerer Krebserkrankungen arbeitete Ruth Bader Ginsburg bis zu ihrem Tod. Als erste Frau in der amerikanischen Geschichte wurde sie im Kapitol, dem Sitz des amerikanischen Kongresses, aufgebahrt.