Im August dieses Jahres hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung einen Report zum Thema „Mental Load“ veröffentlicht. Darin zeigt sich, dass Frauen bzw. Mütter in heterosexuellen Beziehungen zwar die Hauptlast tragen, es diesbezüglich aber unterschiedliche Auffassungen von Frauen und Männern gibt. Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie und wie Sie diese für Ihre Arbeit nutzen können, haben wir Ihnen nachfolgend zusammengefasst.

Das ist unter Mental Load zu verstehen

Mit Mental Load ist eine kognitive Belastung oder ein geistiger Aufwand gemeint, der mit der Organisation, Planung und Koordination von Aufgaben und Verantwortlichkeiten verbunden ist. Er bezieht sich auf die mentale Anstrengung, die erforderlich ist, um den Überblick über verschiedene Aufgaben, Fristen, Prioritäten und Ressourcen zu behalten. Mental Load umfasst auch die emotionale Arbeit, die mit der Verwaltung von Beziehungen und der Erfüllung sozialer Erwartungen verbunden ist. Dies beinhaltet die Fähigkeit, die Bedürfnisse und Emotionen anderer Menschen zu erkennen, zu verstehen und darauf zu reagieren.

Belastung muss sichtbar werden

Die stereotype Vorstellung der sich kümmernden und alles im Griff habenden Partnerin bzw. Mutter verschleiert die Belastung, die mit solch einer Rolle einhergeht. Was damit auch oft nicht gesehen wird, ist, dass diese Dauerbelastung zu Stress, Erschöpfung und einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Burnout führen kann, wenn sie nicht angemessen erkannt, hinterfragt und bewältigt wird.

Teilzeitarbeit führt nicht zu einer geringeren Belastung

Die Studie zeigt, dass in Beziehungen die Hauptlast der kognitiven Arbeiten viel häufiger von Frauen getragen wird, und zwar unabhängig davon, ob sie in Vollzeit oder in Teilzeit tätig sind und ob sie Kinder haben und damit signifikant stärker belastet sind als Frauen ohne Kinder.

Bei teilzeitbeschäftigten Frauen ist die kognitive Arbeit etwas höher als bei Frauen in Vollzeit. Dies ist auch naheliegend, da die Verkürzung der Arbeitszeit meist aus Gründen der Vereinbarkeit von Job und Familie geschieht. Allerdings – und das ist eine wichtige Erkenntnis – führt eine Verkürzung der Arbeitszeit nicht zu einer mentalen Entlastung, eher im Gegenteil: Die kognitive Arbeit von in Teilzeit arbeitenden Frauen ist ungleich höher.

Meine Empfehlung:
Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nur durch Aufteilung von Mental Load möglich

Auch wenn viele das Thema als Privatsache betrachten, kommt man nicht umhin anzuerkennen, dass Mental Load eine zentrale Dimension partnerschaftlicher bzw. geschlechtsspezifischer Ungleichheit darstellt. So gibt es auch im betrieblichen Kontext Möglichkeiten, die Sie als Gleichstellungsbeauftragte mitgestalten können.
1. In Beratungen sensibilisieren: Dass die Last der Vereinbarkeit von familiären Aufgaben meist bei den in Teilzeit arbeitenden Frauen liegt, ist bekannt. Die Studie macht deutlich, dass die Auseinandersetzung mit dem eigenen Mental Load wichtig ist, um die eigenen Belastungen besser zu erkennen und kognitive Aufgaben rund um Erziehung und Haushalt besser in der Partnerschaft aufzuteilen. Sollten Sie also Frauen in Ihrer Beratung haben, die über eine Reduzierung ihrer Arbeitszeit nachdenken, könnten Sie als Gleichstellungsbeauftragte die Frauen dahin gehend sensibilisieren und sie ermutigen, Gespräche mit dem Partner zu führen. Denn nur so können die häuslichen Aufgaben reflektiert und neu verteilt werden. Sehr hilfreich hierbei ist der kostenlose Mental-Load-Test von Jo Lücke, den Sie unter dem folgenden Link finden: www.equalcareday.de/mental-load/.
2. Mental Load bekannter machen: Indem Sie sich mit Mental Load auseinandersetzen und darüber sprechen, können Sie dazu beitragen, gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen. So können Sie als Gleichstellungsbeauftragte Ihre Netzwerke und damit auch Ihre Reichweite nutzen, um die Erkenntnisse des Reports zu nutzen. Abrufbar ist dieser unter folgendem Link: https://t1p.de/m6k2q.
3. Mental Load im Arbeitskontext: Auch im Arbeitskontext kann Mental Load zu einer Ungleichverteilung der Arbeitsbelastung führen, insbesondere wenn bestimmte Personen oder Gruppen mehr Verantwortung und Aufgaben übernehmen (müssen) als andere. Dies kann zu Ungerechtigkeiten, zumindest aber zu einer ungleichen zusätzlichen Belastung am Arbeitsplatz führen. Folgende Fragen könnten Sie sich diesbezüglich stellen: Wer übernimmt den Küchendienst oder teilt diesen ein? Wer arbeitet nebenbei neue Mitarbeitende ein? Wer besorgt rechtzeitig Geschenke? Wer macht sich Gedanken über das nächste Betriebsfest? Unter dem in Punkt 1 genannten Link finden Sie auch einen Test für den Arbeitskontext.
4. Führungskräfte sensibilisieren: Eine in der Studie beschriebe Maßnahme betrifft die Führungskräfte. Hier muss ein Umdenken hinsichtlich der zu übernehmenden Sorgetätigkeiten stattfinden. Noch immer werden Mütter in die Hauptverantwortung gedrängt, während Väter in ihrer aktiven Vaterschaft behindert werden. Eine Sensibilisierung der Führungskräfte wäre daher notwendig. So könnten beispielsweise Väter aktiv dazu ermutigt werden, längere Elternzeiten oder Teilzeit in Elternzeit zu nutzen.

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Was ist unter Mental Load zu verstehen?

Mit Mental Load ist eine kognitive Belastung oder ein geistiger Aufwand gemeint, der mit der Organisation, Planung und Koordination von Aufgaben und Verantwortlichkeiten verbunden ist. Er bezieht sich auf die mentale Anstrengung, die erforderlich ist, um den Überblick über verschiedene Aufgaben, Fristen, Prioritäten und Ressourcen zu behalten. Mental Load umfasst auch die emotionale Arbeit, die mit der Verwaltung von Beziehungen und der Erfüllung sozialer Erwartungen verbunden ist. Dies beinhaltet die Fähigkeit, die Bedürfnisse und Emotionen anderer Menschen zu erkennen, zu verstehen und darauf zu reagieren.

Führt Teilzeitarbeit zu weniger Belastung?

Die Studie zeigt, dass in Beziehungen die Hauptlast der kognitiven Arbeiten viel häufiger von Frauen getragen wird, und zwar unabhängig davon, ob sie in Vollzeit oder in Teilzeit tätig sind und ob sie Kinder haben und damit signifikant stärker belastet sind als Frauen ohne Kinder.
Bei teilzeitbeschäftigten Frauen ist die kognitive Arbeit etwas höher als bei Frauen in Vollzeit. Dies ist auch naheliegend, da die Verkürzung der Arbeitszeit meist aus Gründen der Vereinbarkeit von Job und Familie geschieht. Allerdings – und das ist eine wichtige Erkenntnis – führt eine Verkürzung der Arbeitszeit nicht zu einer mentalen Entlastung, eher im Gegenteil: Die kognitive Arbeit von in Teilzeit arbeitenden Frauen ist ungleich höher.