Während vor rund zwei Jahrzehnten eine zentrale Fähigkeit am Arbeitsplatz darin bestand, an wichtige Informationen oder überhaupt an Informationen zu gelangen, ist eine der wichtigsten Fähigkeiten heutzutage, aus der Flut an Informationen die brauchbaren und verwertbaren herauszufiltern, Gefundenes kritisch zu hinterfragen und richtig zu interpretieren. Hinzu kommt, dass wir uns immer bewusster darüber werden, dass das eigene Denken durch eine Vielzahl an Vorurteilen getrübt sein kann. Um möglichst objektive Entscheidungen zu treffen und/oder aus einer Vielzahl an Informationen die wesentlichen wichtigen herauszufiltern, ist kritisches Denken von zunehmender Bedeutung.

Unsere Sichtweise ist getrübt

„Confirmation Bias“ bedeutet wörtlich übersetzt „Bestätigungsverzerrung“ oder „Bestätigungsirrtum“. Dieser Begriff stammt aus der Kognitionspsychologie und beschreibt die menschliche Neigung, Informationen dahin gehend auszuwählen, zu suchen oder zu interpretieren, dass sie die eigene Meinung letztlich bestätigen. Das führt dazu, dass nicht mehr aktiv nach Widersprüchen gesucht oder auf die Herkunft der Informationen geachtet wird.

Diese selektive Wahrnehmung ist grundsätzlich hilfreich, da sie es ermöglicht, vermeintlich Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, um die Fülle an Informationen zu verarbeiten. Allerdings besteht die Gefahr, voreilige Schlüsse zu ziehen.

Kritisches Denken schult auch die Akzeptanz

Daher ist kritisches Denken mehr denn je gefragt. Bei der Menge an Informationen und Widersprüchen fällt es Menschen mit der Fähigkeit, kritisch zu denken, leichter, die eigenen Ansichten und die der anderen zu hinterfragen und andere Sichtweisen zu verstehen, auch wenn diese nicht den eigenen entsprechen. Menschen, die gelernt haben, kritisch zu denken, können zudem auch leichter die Meinungen anderer akzeptieren, weil sie offen gegenüber besseren Argumenten sind.

So können Sie Ihr kritisches Denken trainieren

Stellen Sie sich die folgende Ausgangslage vor: In einer Abteilung Ihrer Dienststelle, in der Frauen unterrepräsentiert sind, wurde ein männlicher Bewerber eingestellt, obwohl Ihrer Meinung nach ebenso eine gleichermaßen qualifizierte Frau zur Auswahl stand.

Manche Argumente der Entscheidungsfindung können Sie nicht nachvollziehen, Sie sind sich aber unsicher, ob dieses Unbehagen tatsächlich faktisch begründbar ist. Die folgenden Punkte können Ihnen bei einer objektiven Entscheidungsfindung helfen:

1. Identifizieren Sie das Problem

Anhand der folgenden vier Fragen können Sie Ihre Problematik skizzieren:

  • Was ist geschehen?
  • Warum ist es so gelaufen?
  • Welche Vermutungen habe ich?
  • Wie könnte eine mögliche Lösung auf den ersten Blick aus-sehen?

Dieser Ist-Stand zeigt Ihnen, wo Sie gedanklich stehen. Insbesondere bei Vorurteilen oder bei einem „Confirmation Bias“ kann dies hilfreich sein.

2. Recherchieren Sie zu der Problematik

Halten Sie sich bei Ihrer Recherche die Möglichkeit offen, even- tuell andere Perspektiven zu bekommen. Sammeln Sie Informationen aus einer Vielzahl von Quellen, auch aus solchen, die Ihrer eigenen Überzeugung widersprechen. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Welche Fragen wurden im Bewerbungsgespräch gestellt? Wie haben die anderen Anwesenden das Gespräch erlebt? Wurden Sympathien geäußert bzw. waren Sie bei Anwesenden erkennbar? Wurden allen Bewerber*innen die gleichen Fragen im gleichen Wortlaut gestellt? Wie lauteten die fachlichen Anforderungen? Wurden diese genderneutral formuliert? Wurden Fragen so formuliert, dass sie die jeweils eigene Meinung über eine*n Bewerber*in bestätigen können oder nicht?

3. Relevanz erkennen und nochmals hinterfragen

Filtern Sie die für Ihre Problematik wichtigen Informationen heraus. Bevor Sie zu einer Lösung kommen, fragen Sie sich an diesem Punkt Folgendes: Stelle ich aufgrund der Informationen, die ich nun habe, irgendwelche Vermutungen an? Habe ich die Informationen aus mehreren Perspektiven betrachtet? Habe ich irgendwelche Gesichtspunkte übersehen?

4. Lösung ermitteln

Aufgrund der Ihnen vorliegenden Informationen können Sie nun eine Lösung Ihrer Problematik erkennen. Oftmals gibt es aber nicht die eine Patentlösung. Deshalb kann Ihnen der Prozess des kritischen Denkens an dieser Stelle auch hilfreich sein, weil Sie die Problematik von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachten und so ein tieferes Verständnis gewinnen können.

5. Präsentieren Sie Ihre Lösung

Achten Sie bei Ihrer Kommunikation der Lösung mit den anderen Beteiligten darauf, dass Sie Ihre Schlussfolgerungen verständlich und nachvollziehbar transportieren. In diesem Beispiel könnten Sie in Ihrem Prozess zu der Erkenntnis gelangt sein, dass objektiv betrachtet der Bewerber in diesem Auswahlverfahren tatsächlich der bessere Kandidat war. Vielleicht sind Ihnen im Zuge des Prozesses Verbesserungen hinsichtlich einer Fragestellung aufgefallen, die sie aufgrund der von Ihnen eingeholten Informationen nun gut und nachvollziehbar begründen können.

FAQ-Bereich

Für wen ist „Gleichstellung im Blick“?

„Gleichstellung im Blick“ richtet sich speziell an Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragte im öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft in ganz Deutschland.

Kann ich „Gleichstellung im Blick“ probelesen?

Ja. Wir bieten allen interessierten Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten die Möglichkeit eine Ausgabe 14 Tage lang kostenfrei zu lesen. Sie entscheiden erst dann, ob Sie einen kostenpflichtigen Bezug möchten oder nicht.

Was bietet mir „Gleichstellung im Blick“?

„Gleichstellung im Blick“ bietet allen Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten relevante, aktuelle und rechtssichere Informationen zur Herstellung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Neben der gedruckten Ausgabe haben Leser*innen die Möglichkeit eine telefonische Sprechstunde für individuelle Fragen in Anspruch zu nehmen. Ebenso laden wir mindestens 1mal pro Jahr zu einem Netzwerktreffen zum Austauschen und Netzwerken ein. Ein Zugang zu einem Onlinebereich, in dem Sie Muster-Initiativanträge, Checklisten, Übersichten und Muster-Schreiben herunterladen können, rundet das Angebot ab.

Ist unsere Sichtweise getrübt?

„Confirmation Bias“ bedeutet wörtlich übersetzt „Bestätigungsverzerrung“ oder „Bestätigungsirrtum“. Dieser Begriff stammt aus der Kognitionspsychologie und beschreibt die menschliche Neigung, Informationen dahin gehend auszuwählen, zu suchen oder zu interpretieren, dass sie die eigene Meinung letztlich bestätigen. Das führt dazu, dass nicht mehr aktiv nach Widersprüchen gesucht oder auf die Herkunft der Informationen geachtet wird.
Diese selektive Wahrnehmung ist grundsätzlich hilfreich, da sie es ermöglicht, vermeintlich Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, um die Fülle an Informationen zu verarbeiten. Allerdings besteht die Gefahr, voreilige Schlüsse zu ziehen.

Wie kann kritisches Denken trainiert werden?

1. Identifizieren Sie das Problem
2. Recherchieren Sie zu der Problematik
3. Relevanz erkennen und nochmals hinterfragen
4. Lösung ermitteln
5. Präsentieren Sie Ihre Lösung