Gute Nachrichten: Der europaweite Wert für die Gleichstellung der Geschlechter ist in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Punkte angestiegen. Dabei handelt es sich um den größten Anstieg in der zehnjährigen Geschichte des Index, der vom Europäischen Institut für Gleichstellung herausgegeben wird. Die Corona-Pandemie hat ganz Europa in der Gleichstellung stark zurückgeworfen. Nun scheinen sich die Länder langsam von der Krise zu erholen. Deutschland liegt wie im vergangenen Jahr mit 70,8 Punkten auf Platz elf. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf den Gleichstellungsindex und zeigen, wo Deutschland noch Aufholbedarf hat und was Sie als Gleichstellungsbeauftragte in dieser Sache unternehmen können.

    Skandinavische Länder auf den ersten Plätzen

    Mit Schweden auf Platz eins und Dänemark auf Platz drei sind gleich zwei skandinavische Länder auf den vorderen Plätzen. Den zweiten Platz belegen in diesem Jahr die Niederlande. Gerade beim Indikator Macht, der die Gleichstellung der Geschlechter in Entscheidungspositionen in der Wirtschaft, Politik und im sozialen Bereich misst, ist Schweden sehr gut aufgestellt.

    Gleichstellung stagniert

    Doch die Zahlen des Index müssen differenziert betrachtet wer- den. Zwar ist Schweden, wie seit zehn Jahren, mit großem Abstand gegenüber dem EU-Durchschnitt auf Platz eins, allerdings lässt sich bei genauerem Hinsehen auch feststellen, dass die Zahl stagniert und im Vergleich zu 2020 sogar leicht zurückgegangen ist. Ein einfacher Blick auf den Index sagt also wenig über die Richtung aus, in die sich ein Land in Gleichstellungsfragen entwickelt.

    Situation in Deutschland

    In den vergangenen zehn Jahren hat Deutschland den größten Fortschritt im Bereich der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Teilhabe erzielt. Darüber wurde in der Vergangenheit sicherlich am umfassendsten diskutiert. Allerdings spielt Gleichstellung auch noch auf anderen Themenfeldern eine wichtige Rolle. Gerade im Bereich Bildung offenbart Deutschland erheblichen Aufholbedarf. Hier erreicht das Land einen Indexwert von 56,1 und liegt damit im EU-Vergleich auf Platz 24 .

    Doch auch beim Indexwert „Zeit“, der die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit misst, hat sich Deutschland in den letzten zwei Jahren verschlechtert. Der Anteil, den Frauen im Vergleich zu Männern in der Pflegearbeit übernehmen, hat sich hier vergrößert.

    Sensibilisieren Sie für die Pflegearbeit

    Sich um die eigenen Kinder zu kümmern, diese bei ihrer Ausbildung zu unterstützen, Menschen im eigenen Umfeld mit einer Einschränkung zu helfen oder ältere Angehörige zu pflegen, sind enorm wichtige Aufgaben in unserer Gesellschaft, die viel zu wenig wertgeschätzt werden. Wie gezeigt besteht hier noch Aufholbedarf in Deutschland.

    Ein erster Schritt ist, Männer für dieses Thema zu sensibilisieren. In diesem Zuge empfehle ich Ihnen, gemeinsam mit Expert*innen in diesem Bereich Fortbildungen durchführen. Um eine passendes Fortbildungsprogramm zu entwerfen, ist es hilfreich, eine Umfrage zu starten, um konkrete Wissenslücken und Sensibilisierungsbedarfe zu identifizieren.

    Beheben Sie strukturelle Baustellen

    In die Umfrage sollten Sie auch Fragen einbauen, die Aufschluss darüber geben, ob es strukturelle Probleme in Ihrer Dienststelle gibt, die einer Vereinbarkeit von Beruf und Pflegeaufgaben ent- gegenstehen sowie eine gerechte Verteilung in diesem Bereich er- schweren. Es ist wichtig, die genaue Problemlage zu kennen, um im Anschluss geeignete Maßnahmen einleiten zu können.

    Baustelle Bildung

    Wie bereits erwähnt wurde, ist die Bildung ein Bereich, in dem es ebenfalls dringenden Handlungsbedarf gibt. Auch hier ist ein erster Schritt die Bewusstseinsbildung. Als Gleichstellungsbeauftragte können Sie gezielte Veranstaltungen mit Expert*innen organisieren, die auf die Herausforderungen in den einzelnen Berufsfeldern eingehen. Daran anknüpfend können dann Workshops organisiert werden, in denen einzelne Fragestellungen vertieft behandelt werden.

    Wichtig ist es auch, die berufliche Entwicklung von Frauen gezielt zu unterstützen. Als Gleichstellungsbeauftragte empfehle ich Ihnen, Weiterbildungsprogramme für Frauen anzubieten. Diese können Sie entwickeln, nachdem Sie per Umfrage eine entsprechende Bedarfsanalyse durchgeführt haben.

    Fazit: Es geht voran

    FAQ-Bereich

    Für wen ist „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ richtet sich speziell an Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragte im öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft in ganz Deutschland.

    Kann ich „Gleichstellung im Blick“ probelesen?

    Ja. Wir bieten allen interessierten Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten die Möglichkeit eine Ausgabe 14 Tage lang kostenfrei zu lesen. Sie entscheiden erst dann, ob Sie einen kostenpflichtigen Bezug möchten oder nicht.

    Was bietet mir „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ bietet allen Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten relevante, aktuelle und rechtssichere Informationen zur Herstellung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Neben der gedruckten Ausgabe haben Leser*innen die Möglichkeit eine telefonische Sprechstunde für individuelle Fragen in Anspruch zu nehmen. Ebenso laden wir mindestens 1mal pro Jahr zu einem Netzwerktreffen zum Austauschen und Netzwerken ein. Ein Zugang zu einem Onlinebereich, in dem Sie Muster-Initiativanträge, Checklisten, Übersichten und Muster-Schreiben herunterladen können, rundet das Angebot ab.

    Was ist der Gleichstellungsindex?

    Der Gleichstellungsindex vergibt für jedes Land eine Punktzahl zwischen 1 und 100. 100 Punkte würde bedeuten, dass das Land eine vollständige Gleichstellung zwischen Männern und Frauen erreicht hat. Um den Stand der Gleichstellung zu messen, schauen sich die Forscher*innen verschiedene gesellschaftliche Bereiche an, wie Arbeit, Gesundheit, die finanzielle Situation, Macht oder die Ungleichheiten beim Bildungszugang. Aus all diesen einzelnen Bereichen mit ihren Teilindikatoren wird dann der Stand der Gleichstellung in den einzelnen Ländern ermittelt.

    Wer ist auf den ersten Plätzen?

    Skandinavische Länder auf den ersten Plätzen
    Mit Schweden auf Platz eins und Dänemark auf Platz drei sind gleich zwei skandinavische Länder auf den vorderen Plätzen. Den zweiten Platz belegen in diesem Jahr die Niederlande. Gerade beim Indikator Macht, der die Gleichstellung der Geschlechter in Entscheidungspositionen in der Wirtschaft, Politik und im sozialen Bereich misst, ist Schweden sehr gut aufgestellt.