Mittlerweile ist es gesellschaftlich akzeptiert, dass Frauen arbeiten gehen. Doch es wird weiterhin von ihnen erwartet, dass sie sich auch um die Care-Arbeit zu Hause kümmern. Sprechen wir heute von Teilzeitführung, Gleitzeit und Homeoffice, geht es daher meist nur darum, Frauen die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit zu erleichtern. Worüber hingegen weniger gesprochen wird, ist, dass Männer mehr Sorgearbeit leisten müssten.

    Ungerechte Verteilung

    Ende Februar fand erneut der „Equal Care Day“ statt. Dabei handelt es sich um einen landesweiten Aktionstag, der auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Sorgearbeit aufmerksam machen soll. Jedes Jahr ist dieser Tag auch ein Anlass für Umfragen und Studien, die die Verteilung dieser Arbeit in unserer Gesellschaft entschlüsseln.

    Die Ergebnisse im Jahr 2024 sind wenig überraschend: Pro Woche wenden Frauen 30 Stunden dafür auf, sich um andere zu sorgen, bei Männern sind es nur 21 Stunden. Das bedeutet, dass Frauen pro Tag im Durchschnitt 77 Minuten mehr Sorgearbeit als Männer leisten.

    Sorgearbeit ist notwendig für die Gesellschaft

    Sich um ältere Menschen zu kümmern, Kinder großzuziehen oder auch einfach nur den Haushalt zu organisieren, ist eine gesellschaftlich notwendige Arbeit. Vergütet wird sie hingegen nicht. Für viele Frauen bedeutet dies finanzielle Nachteile, da sich eine voll bezahlte 40-Stunden-Woche nicht mit der zusätzlichen Sorgearbeit vereinbaren lässt.

    Es ist wichtig, in Debatten auf diese Ungerechtigkeit hinzuweisen und auch darauf, dass die 40-Stunden-Woche kein tragfähiges Modell ist in einer Welt, in der beide Elternteile berufstätig sein wollen oder müssen. Denn nur durch das konstante Erwähnen dieser Ungerechtigkeit und seiner Konsequenzen können wir eine Veränderung anstoßen.

    Vereinbarkeit von Familie und Beruf

    Ein Ansatz, um Frauen sowohl die Berufstätigkeit als auch die Sorgearbeit zu ermöglichen, sind Teilzeitmodelle. Dass diese Modelle vor allem für Frauen relevant sind, zeigen folgende Zahlen des statistischen Bundesamts: 73 % der Mütter mit einem Kind zwischen drei und sechs Jahren arbeiten in Teilzeit – im Vergleich zu nur 8,5 % der Väter. Selbst wenn die Kinder älter sind (15–18 Jahre), arbeiten 59,5 % der Mütter in Teilzeit, während es bei den Vätern nur 6,6 % sind.

    Es ist wichtig, Möglichkeiten für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schaffen, jedoch sollte die Diskussion nicht nur darauf beschränkt bleiben, sondern auch berücksichtigen, dass Männer mehr Sorgearbeit leisten und Teilzeitangebote auch für sie zugänglich sein müssen.

    Sensibilisieren Sie die Mitarbeiter*innen

    Ein erster Schritt, um die Debatte in diese Richtung zu öffnen, ist sicherlich die Sensibilisierung der Mitarbeiter*innen für diese Thematik. Dazu können Sie in Ihrer Dienststelle verschiedene Informationsmaterialien bereitstellen, die über die ungerechte Verteilung von Sorgearbeit aufklären. Dabei können Sie auch auf die Materialen des „Bündnisses Sorgearbeit fair teilen“ zurückgreifen.

    Klären Sie über Rollenbilder auf

    Ein Grund, dass Frauen den überwiegenden Teil der Sorgearbeit übernehmen, ist die tiefe Verankerung klassischer Rollenbilder von Mann und Frau in unserer Gesellschaft. Vor allem nach der Geburt des ersten Kindes fallen viele eigentlich progressiv denkende Männer zurück in alte Rollenvorstellungen. Organisieren Sie daher Workshops, die sich mit den Rollenbildern auseinandersetzen und dabei helfen, diese aufzubrechen.

    Dieser Schritt ist vor allem wichtig, um Väter zu motivieren, sich mehr in die Sorgearbeit einzubringen. Denn es ist nicht unüblich, dass in manchen Zirkeln Männer belächelt oder aktiv ausgegrenzt werden, wenn sie Sorgearbeit übernehmen.

    Mein Tipp
    Ermutigen Sie Väter, neue Wege zu gehen
    Ein weiterer wichtiger Punkt ist, Väter über ihre Möglichkeiten aufzuklären. Bieten Sie Beratungsgespräche an, in denen Sie darlegen, wie und ob eine Anstellung in Teilzeit in Ihrer Dienststelle möglich wäre und ob es Möglichkeiten gibt, nach einer gewissen Zeit die Stunden wieder aufzustocken. Zeigen Sie auf, welche Angebote existieren, flexible Arbeitszeiten wahrzunehmen oder im Homeoffice zu arbeiten. Ermutigen Sie Väter dazu, die vorhandenen Angebote anzunehmen.

    Fazit: Die Debatte um Sorgearbeit muss sich ändern

    FAQ-Bereich:

    Für wen ist „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ richtet sich speziell an Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragte im öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft in ganz Deutschland.

    Kann ich „Gleichstellung im Blick“ probelesen?

    Ja. Wir bieten allen interessierten Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten die Möglichkeit eine Ausgabe 14 Tage lang kostenfrei zu lesen. Sie entscheiden erst dann, ob Sie einen kostenpflichtigen Bezug möchten oder nicht.

    Was bietet mir „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ bietet allen Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten relevante, aktuelle und rechtssichere Informationen zur Herstellung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Neben der gedruckten Ausgabe haben Leser*innen die Möglichkeit eine telefonische Sprechstunde für individuelle Fragen in Anspruch zu nehmen. Ebenso laden wir mindestens 1mal pro Jahr zu einem Netzwerktreffen zum Austauschen und Netzwerken ein. Ein Zugang zu einem Onlinebereich, in dem Sie Muster-Initiativanträge, Checklisten, Übersichten und Muster-Schreiben herunterladen können, rundet das Angebot ab.

    Ist Sorgearbeit notwendig für die Gesellschaft?

    Sich um ältere Menschen zu kümmern, Kinder großzuziehen oder auch einfach nur den Haushalt zu organisieren, ist eine gesellschaftlich notwendige Arbeit. Vergütet wird sie hingegen nicht. Für viele Frauen bedeutet dies finanzielle Nachteile, da sich eine voll bezahlte 40-Stunden-Woche nicht mit der zusätzlichen Sorgearbeit vereinbaren lässt.

    Es ist wichtig, in Debatten auf diese Ungerechtigkeit hinzuweisen und auch darauf, dass die 40-Stunden-Woche kein tragfähiges Modell ist in einer Welt, in der beide Elternteile berufstätig sein wollen oder müssen. Denn nur durch das konstante Erwähnen dieser Ungerechtigkeit und seiner Konsequenzen können wir eine Veränderung anstoßen.

    Was ist unser Tipp?

    Ermutigen Sie Väter, neue Wege zu gehen
    Ein weiterer wichtiger Punkt ist, Väter über ihre Möglichkeiten aufzuklären. Bieten Sie Beratungsgespräche an, in denen Sie darlegen, wie und ob eine Anstellung in Teilzeit in Ihrer Dienststelle möglich wäre und ob es Möglichkeiten gibt, nach einer gewissen Zeit die Stunden wieder aufzustocken. Zeigen Sie auf, welche Angebote existieren, flexible Arbeitszeiten wahrzunehmen oder im Homeoffice zu arbeiten. Ermutigen Sie Väter dazu, die vorhandenen Angebote anzunehmen.