Immer wieder werden auch Sie die Erfahrung machen, dass es unter Frauen zu Rivalitäten kommt. Die klischeebehafteten Bezeichnungen wie „Zicken“ oder „Stutenbissigkeit“ kennt wohl jede*r. Carolin Kebekus beschreibt dieses Phänomen in ihrem Buch „Es kann nur eine geben“ natürlich humorvoll, aber auch sehr nachvollziehbar. Mit folgendem Satz zitiert sie Alice Schwarzer: „Wenn wir uns solidarisieren würden, dann wäre die Gleichberechtigung kein Thema mehr.“ Was einer feministischen Solidarität im Wege steht und was Sie als Gleichstellungsbeauftragte tun können, erfahren Sie im Folgenden.
Historischer Kontext ist relevant
Seit Jahrtausenden ist das Leben oder der Lebensverlauf der Frau von dem Wohlwollen des Mannes abhängig gewesen. Es ist noch nicht allzu lang her, dass auch hierzulande der Ehemann mit der Heirat die Verantwortung und Entscheidungsgewalt über seine Frau übernahm.
Kebekus untermauert anhand vieler Beispiele ihre These, dass Frauen aufgrund ihrer Sozialisation und Unterrepräsentanz aus einem stetigen Abhängigkeitsverhältnis in einen Konkurrenzkampf gedrängt wurden. Denn während den Jungen/Männern recht unterschiedliche Rollen zugestanden wurden, war für Mädchen/Frauen das Angebot stets begrenzt.
Kebekus beschreibt anhand des historischen Verlaufs, wie bis heute in vielen Bereichen (beispielsweise Märchen, Hörspiele, Filme, Werbung und Bücher) stets nur eine Frau inmitten einer Männergruppe Platz findet – nämlich die Schönste, Klügste, Beste. Dieser Mythos der einen, der Auserwählten, wiederum ist durch Wissen, welches unhinterfragt von Generation zu Generation weitergegeben wurde, in so gut wie jeden Lebensbereich übernommen worden und wird durchgängig und ständig reproduziert, auch von Frauen selbst.
Die eine oder keine
Dem Anschein nach ist somit nur Platz für eine. Oder, das kennen Sie sicher auch, sobald es eine Frau geschafft hat, inmitten von Männern einen Platz zu erkämpfen, heißt es oftmals zu anderen Frauen: „Wir haben schon eine Frau!“
Diese Bilder aus unseren Köpfen zu verdrängen, das ist äußert schwer. So ist zu erklären, dass Frauen andere Frauen häufig als Konkurrentinnen wahrnehmen, nur weil sie die gleichen Fähigkeiten besitzen. Sie fühlen sich in ihrer Position bedroht, weil es ja nur „die eine“ geben kann. Das Positive einer anderen wird oftmals als das eigene Defizit verstanden. Insofern ist der Konkurrenzgedanke ein ständiger Begleiter.
Meine Empfehlung:
Kennen Sie den Bechdel-Test? Probieren Sie ihn
Der nach der US-amerikanischen Autorin Alison Bechdel benannte Test kann bei der Verdeutlichung dieses Problems am Beispiel der medialen Darstellung von Frauen helfen. Er besteht aus 3 einfachen Fragen. Können diese mit Ja beantwortet werden, hat der Film oder die Serie, um die es geht, den Test bestanden.
– Gibt es mindestens 2 Frauenrollen?
– Sprechen die 2 Frauen miteinander?
– Unterhalten sie sich über etwas anderes als einen Mann?
Zu ernst und zu genau sollte man diesen Test nicht nehmen, da er keinen wissenschaftlichen Anspruch hat. Dennoch können damit exemplarisch Klischees aufgedeckt werden. Auch können Sie den Bechdel-Test ohne Weiteres auf ande- re Bereiche wie Unterhaltungen oder Vorträge übertragen.
Interfeminine Konflikte erkennen
Der Fachausdruck für diese Thematik heißt interfeminine Konflikte. Dr. Anja Busse hat sich 2004 in ihrer Studie „Interfeminine Konflikte und Kommunikationsprobleme im Unternehmen“ dem Thema gewidmet und beschreibt, dass manche erfolgreiche Frau stolz auf die exponierte Stellung ist, die sie sich in einer männerdominierten Berufswelt erkämpft hat, und kein Interesse hegt, anderen Frauen den Weg zu ebnen. Um dieser Rivalität entgegenzuwirken, sei es notwendig, auch weibliche Tugenden und Werte als wichtig und wertvoll anzuerkennen, so Busse. Je mehr Frauen den Weg nach oben schafften, desto unterschiedlicher würden auch die Rollenbilder, die sie abbildeten (Link: https:// t1p.de/zk3g3).
Der Gender Social Norm Index der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2020 (https://t1p.de/pk8e) kommt zu dem Ergebnis, dass fast 90 % der Frauen und Männer eine gewisse Voreingenommenheit gegenüber Frauen haben. Diese allgegenwärtigen Vorurteile, auch von Frauen gegenüber Frauen, führt dazu, dass diese sich gegenseitig abwerten.
Meine Empfehlung:
Thematisieren Sie interfeminine Konflikte
Initiieren Sie eine Vortragsreihe zum Thema „Ideenwerkstatt Solidarität“ für Mitarbeiterinnen, Führungskräfte, Politikerinnen oder auch andere interessierte Frauen. Wie im Text geschildert, können interfeminine Konflikte der Solidarität unter Frauen im Wege stehen. Beginnen Sie daher mit der Auftaktveranstaltung „Konflikte und Kooperation im weiblichen Miteinander“. Zudem sind hier noch Veranstaltungen zum Thema Rhetorik denkbar, um das Konfliktpotenzial auch sprachlich zu entschärfen. Darüber hinaus kann eine Art Open Space geschaffen werden, in dem die Frauen selbst Möglichkeiten des Austauschs und der Vernetzung schaffen.
FAQ-Bereich
„Gleichstellung im Blick“ richtet sich speziell an Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragte im öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft in ganz Deutschland.
Ja. Wir bieten allen interessierten Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten die Möglichkeit eine Ausgabe 14 Tage lang kostenfrei zu lesen. Sie entscheiden erst dann, ob Sie einen kostenpflichtigen Bezug möchten oder nicht.
„Gleichstellung im Blick“ bietet allen Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten relevante, aktuelle und rechtssichere Informationen zur Herstellung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Neben der gedruckten Ausgabe haben Leser*innen die Möglichkeit eine telefonische Sprechstunde für individuelle Fragen in Anspruch zu nehmen. Ebenso laden wir mindestens 1mal pro Jahr zu einem Netzwerktreffen zum Austauschen und Netzwerken ein. Ein Zugang zu einem Onlinebereich, in dem Sie Muster-Initiativanträge, Checklisten, Übersichten und Muster-Schreiben herunterladen können, rundet das Angebot ab.
Dem Anschein nach ist somit nur Platz für eine. Oder, das kennen Sie sicher auch, sobald es eine Frau geschafft hat, inmitten von Männern einen Platz zu erkämpfen, heißt es oftmals zu anderen Frauen: „Wir haben schon eine Frau!“
Diese Bilder aus unseren Köpfen zu verdrängen, das ist äußert schwer. So ist zu erklären, dass Frauen andere Frauen häufig als Konkurrentinnen wahrnehmen, nur weil sie die gleichen Fähigkeiten besitzen. Sie fühlen sich in ihrer Position bedroht, weil es ja nur „die eine“ geben kann. Das Positive einer anderen wird oftmals als das eigene Defizit verstanden. Insofern ist der Konkurrenzgedanke ein ständiger Begleiter.
Manche erfolgreiche Frau ist stolz auf die exponierte Stellung, die sie sich in einer männerdominierten Berufswelt erkämpft hat, und kein Interesse hegt, anderen Frauen den Weg zu ebnen. Um dieser Rivalität entgegenzuwirken, sei es notwendig, auch weibliche Tugenden und Werte als wichtig und wertvoll anzuerkennen, so Busse. Je mehr Frauen den Weg nach oben schafften, desto unterschiedlicher würden auch die Rollenbilder, die sie abbildeten.