„Indem wir es schwierig machen, darüber zu sprechen, haben wir keine Sprache, um Menstruationsschmerzen am Arbeitsplatz auszudrücken. Solche Unterschiede zwischen Frau und Mann sollten akzeptiert werden, sind es aber nicht. Weil alles ruhig gehalten wird, wird den Frauen vorgegaukelt, sie sollten sich nicht beschweren oder über ihre eigenen Körperfunktionen sprechen, da es niemand sehen kann. Und wenn sie es nicht sehen können, ist es wahrscheinlich keine große Sache. Warum ist das ein wichtiges Thema? Weil es gerade jetzt überall passiert“, sagte Harvard-Absolventin und Musikerin Kiran Gandhi, nachdem sie 2015 den Londoner Marathon am Tag ihrer Menstruation mit großen Schmerzen und tamponfrei ins Ziel lief.

    Menstruationsurlaub

    Im Mai dieses Jahres hat Spanien als erstes Land in Europa einen Gesetzesentwurf beschlossen, dass Frauen, die unter starken Menstruationsbeschwerden leiden, nach Vorlage eines ärztlichen Attests ein zusätzlicher Menstruationsurlaub (bis zu 3 Tage pro Monat) gewährt wird. Ob das Parlament den Entwurf beschließt, bleibt abzuwarten. In Italien hatte ein ähnlicher Vorstoß 2017 zunächst für große Diskussionen gesorgt und ist damals gescheitert, ebenso in Russland und Australien (Quelle: https://t1p.de/juycs).

    In Japan, Südkorea, Taiwan, Indonesien und Sambia ist solch ein Menstruationsurlaub bereits Realität. Allerdings teils mit mäßigem Erfolg, denn es zeigt sich, dass das Stigma, welches nach wie vor vorhanden ist, dazu beiträgt, dass sich Frauen schlichtweg nicht trauen, diesen Rechtsanspruch geltend zu machen.

    Negative Zuschreibungen befeuern das Menstruationstabu

    Kulturhistorisch betrachtet, wurde die Menstruation immer schon dazu benutzt, Frauen abzuwerten. Das Blut galt als unrein und giftig, menstruierenden Frauen wurde nachgesagt, mit einer Berührung die Ernten zu verderben oder unzurechnungsfähig zu sein. Aus diesen Mythen, die sich auf jedem Kontinent und in vielen Weltreligionen finden lassen, speisen sich negative Zuschreibungen, die auf die Arbeitswelt übertragen worden sind und auch heute noch wirken. Insofern ist die Angst von Frauen hoch, als weniger belastbar, weniger konzentriert, häufiger krank und somit weniger produktiv zu gelten.

    Frauengesundheit mehr in den Blick

    Das macht das Reden über die Menstruation auch immer noch schwierig. Denn anders lässt sich die Nichtthematisierung von mitunter starken körperlichen Beschwerden bei der Hälfte der Erwerbsfähigen nicht beschreiben. Etwa 30 bis 50 % aller menstruierenden Frauen leiden unter starken Krämpfen oder anderen Symptomen – und das jeden Monat über Jahrzehnte hinweg (Quelle: https://t1p.de/whcof). Doch Menstruationserfahrungen von Frauen beschränken sich nicht nur auf das Körperliche, sondern werden auch maßgeblich physisch, emotional und sozial beeinflusst. Dabei sind es gerade das Nichtwissen und die Tabuisierung, die dazu beitragen können, Menstruationsbeschwerden zu erhöhen.

    Diskursproblematik in patriarchaler Arbeitskultur

    Unsere Sichtweise auf das Arbeitsleben ist durchweg linear – immer gleichbleibend, immer die gleiche Leistung erbringend. Die Menstruation ist ein biologischer Unterschied zu Männern und verursacht bei den allermeisten Frauen einen zyklischen Verlauf. Hierbei bleiben aber 2 Dinge unbeachtet:

    1. Der weibliche Zyklus ist unterteilt in 4 Phasen, wobei nicht alle einhergehen mit körperlichen und emotionalen Beschwerden. Völlig vergessen wird hier, dass es ebenso Phasen einer gesteigerten Produktivität und Aufmerksamkeit gibt.

    2. Wissenschaftlich, aber auch gesellschaftlich (fast) unerwähnt ist die Tatsache, dass auch Männer einen hormonellen Zyklus durchlaufen. Laut Dr. Rex Hersey beträgt dieser bei Männern durchschnittlich 4 bis 6 Wochen und geht einher mit emotionalen Schwankungen (Quelle: The Curse, A Cultural History of Menstruation, Link: https://t1p.de/6nmra).

    Menstruationsurlaub arbeitsrechtlich schwierig

    Nach Einschätzung der Arbeitsrechtlerin Ilka Schmitt ist ein Menstruationsurlaub in Deutschland eher nicht vorstellbar. Nach ihrer Meinung könnte solch ein Gesetz zur Diskriminierung anderer Mitarbeiter führen. Auch muss man leider annehmen, dass Extraurlaub tatsächlich negativ ausgelegt werden könnte, da Frauen dann mehr Urlaub zustehen und so höhere Lohnfortzahlungskosten als bei Männern nach sich ziehen würde (Quelle: https://t1p.de/aumae).

    Meine Empfehlung:
    Helfen Sie, das Menstruationstabu aufzubrechen

    Die allermeisten Frauen benötigen vielleicht nicht unbedingt Urlaub während ihrer Periode, einige Dinge könnten aber sehr unterstützen, wie beispielsweise eine Wärmflasche zum Ausleihen oder kostenfreie Hygieneprodukte auf der Toilette, wie es beispielsweise schon Gleichstellungsbeauftragte an einigen Universitäten, unter anderem in Potsdam, Bonn und Saarbrücken, angeregt und durchgesetzt haben.

    FAQ-Bereich

    Für wen ist „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ richtet sich speziell an Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragte im öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft in ganz Deutschland.

    Kann ich „Gleichstellung im Blick“ probelesen?

    Ja. Wir bieten allen interessierten Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten die Möglichkeit eine Ausgabe 14 Tage lang kostenfrei zu lesen. Sie entscheiden erst dann, ob Sie einen kostenpflichtigen Bezug möchten oder nicht.

    Was bietet mir „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ bietet allen Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten relevante, aktuelle und rechtssichere Informationen zur Herstellung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Neben der gedruckten Ausgabe haben Leser*innen die Möglichkeit eine telefonische Sprechstunde für individuelle Fragen in Anspruch zu nehmen. Ebenso laden wir mindestens 1mal pro Jahr zu einem Netzwerktreffen zum Austauschen und Netzwerken ein. Ein Zugang zu einem Onlinebereich, in dem Sie Muster-Initiativanträge, Checklisten, Übersichten und Muster-Schreiben herunterladen können, rundet das Angebot ab.

    Warum ist das Tabu noch so präsent?

    Kulturhistorisch betrachtet, wurde die Menstruation immer schon dazu benutzt, Frauen abzuwerten. Das Blut galt als unrein und giftig, menstruierenden Frauen wurde nachgesagt, mit einer Berührung die Ernten zu verderben oder unzurechnungsfähig zu sein. Insofern ist die Angst von Frauen hoch, als weniger belastbar, weniger konzentriert, häufiger krank und somit weniger produktiv zu gelten.

    Warum ist Menstruationsurlaub arbeitsrechtlich schwierig?

    Nach Einschätzung der Arbeitsrechtlerin Ilka Schmitt ist ein Menstruationsurlaub in Deutschland eher nicht vorstellbar. Nach ihrer Meinung könnte solch ein Gesetz zur Diskriminierung anderer Mitarbeiter führen. Auch muss man leider annehmen, dass Extraurlaub tatsächlich negativ ausgelegt werden könnte, da Frauen dann mehr Urlaub zustehen und so höhere Lohnfortzahlungskosten als bei Männern nach sich ziehen würde.