Im Gegensatz zu urbanen Räumen, wo das Thema Gleichstellung in der Bevölkerung zunehmend an Akzeptanz und Interesse gewinnt, stehen Gleichstellungsbeauftragte im ländlichen Raum vielen Herausforderungen gegenüber. Dies zeigt die nicht repräsentative Studie „Gleichstellung als Regionalentwicklung. Zur Situation der kommunalen Gleichstellungsarbeit im ländlichen Raum Deutschlands“, die im Jahr 2019 von der Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten (BAG) durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigen: Eine starke Gleichstellungsarbeit ist auf dem Land nötiger denn je, denn sie stellt einen wichtigen Baustein der regionalen Entwicklung dar. Dieser Artikel fasst die Kernaussagen der Studie (https://rb.gy/bkw6dl) zusammen und präsentiert die darin beschriebenen Handlungsfelder der Gleichstellungsarbeit.

    „Gleichstellung ist der Schlüssel zu einer lebenswerten Region für alle.“ So beschreibt die BAG zutreffend die Bedeutung der kommunalen Gleichstellungsarbeit im ländlichen Raum. Gleichstellungsbeauftragte, die in diesen Strukturen arbeiten, sind vornehmlich für die Aufrechterhaltung und Schaffung von familienfördernden Initiativen und Vernetzungsstrukturen zuständig. Sie arbeiten an einer Vielzahl von Themen, wie etwa häusliche Gewalt, Abbau von Geschlechterrollen oder Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Jedoch haben ländliche Räume häufig mit dem demografischen Wandel und Strukturschwäche zu kämpfen. Dies stellt zwar ein Querschnittsproblem der Kommunal- und Landespolitik dar, jedoch weisen ländliche Räume auch eine spezifische Gleichstellungsdimension auf.

    Eine patriarchale Gesellschaftsstruktur

    Im ländlichen Raum sind Gleichstellungsthemen weniger „en vogue“ als in Städten. Die Gesellschaftsstruktur auf dem Land ist laut der Studie patriarchaler, was bedeutet, dass überholte Rollenklischees stärker in der Gesellschaft verhaftet sind. Daher fehlt es an einer „kritischen Masse“ zur Mobilisierung für Gleichstellungsthemen. Gleichzeitig ist dieser Raum laut der Studie auch von Abwanderung von Frauen – insbesondere von gut qualifizierten – und in Teilen von zunehmendem Rechtspopulismus betroffen, der Gleichstellung infrage stellt.

    Ressourcen und Kooperation

    Außerdem ist die Arbeit im ländlichen Raum von strukturellen Hürden betroffen. Oft wird die Ausgestaltung des Amts der Gleichstellungsbeauftragten von beschränkten finanziellen Ressourcen erschwert. Ein Erfolgsfaktor für Gleichstellungsarbeit besteht darin, dass die Gleichstellungsbeauftragten Zugang zu Entscheidungsträger*innen bekommen. Dies hängt bisher stark vom politischen Willen der Kommune ab.

    Infrastruktur und Arbeitsplatz

    Auch die Infrastruktur in Bezug auf Beratungs-, Betreuungs- und Gesundheitsangebote für Frauen variiert stark. Ein Problem, das durch mangelnde Mobilitätsangebote und große Entfernungen verschärft wird. Die Studie ergab zudem, dass es in ländlichen Räumen wenige passende Jobs für Frauen gibt, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen. Auch für die Gleichstellungsbeauftragten selbst stellen diese Probleme bei der Ausübung ihres Amts große Hürden dar, da sie mit ihrer Arbeit oft große Gebiete abdecken müssen.

    6 zentrale Handlungsfelder

    Die folgenden 6 zentrale Handlungsfelder haben sich herauskristallisiert:

    1. Gleichstellung als Querschnittsaufgabe: Genderkompetenz in der Verwaltung stärken
    2. strukturelle Rahmenbedingungen der Gleichstellungsarbeit verbessern (frauenspezifischer Unterstützungsangebote)
    3. Gleichstellungsarbeit als Motor für Entwicklung des ländlichen Raums nutzen
    4. Geschlechterrollen aufbrechen
    5. Strategien der Gleichstellungsarbeit durch Austausch und Förderangebote ausbauen
    6. den Wissensstand der Gleichstellungsarbeit im ländlichen Raum verbessern

    Fazit: Strategisch denken

    Gleichstellungsarbeit im ländlichen Raum hängt maßgeblich von den bestehenden sozialen und strukturellen Verhältnissen in der Kommune ab. Kommen Ihnen diese Probleme bekannt vor? Strategische Vernetzung, Kooperation und gezielte Zusammenarbeit können Ihre Arbeit unterstützen. Sie könnten z. B. das Thema „Gleichstellung als Querschnittsaufgabe“ mit Vertreter*innen der Zivilgesellschaft und kommunalen Verwaltungsmitarbeiter*innen im Rahmen eines Workshops besprechen. Folgendes Einladungsschreiben könnten Sie dafür nutzen:

    Muster-Schreiben „Workshop Gleichstellung“:
    Workshop Gleichstellung als Querschnittsaufgabe in der Verwaltung

    Liebe Kolleg*innen,

    die Gleichstellungsarbeit in unserer Kommune steht aktuell vor vielen Herausforderungen. Um diesen zu begegnen, ist es notwendig, dass Gleichstellung als Querschnittsaufgabe auf allen Ebenen der Verwaltung mitgedacht wird. Deswegen lade ich Sie herzlich ein, am … um … Uhr in Raum … an einem Vernetzungsworkshop zum Thema „Gleichstellung als Querschnittsaufgabe – Genderkompetenz in die Verwaltung bringen“ teilzunehmen.

    Ich freue mich auf Ihr Kommen und eine rege Diskussion!

    Mit freundlichen Grüßen

    Die Gleichstellungsbeauftragte

    FAQ-Bereich

    Für wen ist „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ richtet sich speziell an Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragte im öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft in ganz Deutschland.

    Kann ich „Gleichstellung im Blick“ probelesen?

    Ja. Wir bieten allen interessierten Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten die Möglichkeit eine Ausgabe 14 Tage lang kostenfrei zu lesen. Sie entscheiden erst dann, ob Sie einen kostenpflichtigen Bezug möchten oder nicht.

    Was bietet mir „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ bietet allen Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten relevante, aktuelle und rechtssichere Informationen zur Herstellung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Neben der gedruckten Ausgabe haben Leser*innen die Möglichkeit eine telefonische Sprechstunde für individuelle Fragen in Anspruch zu nehmen. Ebenso laden wir mindestens 1mal pro Jahr zu einem Netzwerktreffen zum Austauschen und Netzwerken ein. Ein Zugang zu einem Onlinebereich, in dem Sie Muster-Initiativanträge, Checklisten, Übersichten und Muster-Schreiben herunterladen können, rundet das Angebot ab.

    Was bedeutet in diesem Zusammenhang „patriarchale Gesellschaftsstruktur“?

    Die Gesellschaftsstruktur auf dem Land ist laut der Studie patriarchaler, was bedeutet, dass überholte Rollenklischees stärker in der Gesellschaft verhaftet sind. Daher fehlt es an einer „kritischen Masse“ zur Mobilisierung für Gleichstellungsthemen. Gleichzeitig ist dieser Raum laut der Studie auch von Abwanderung von Frauen – insbesondere von gut qualifizierten – und in Teilen von zunehmendem Rechtspopulismus betroffen, der Gleichstellung infrage stellt.

    Welche Handlungsfelder haben sich bei diesem Thema herauskristallisiert?

    1. Gleichstellung als Querschnittsaufgabe: Genderkompetenz in der Verwaltung stärken
    2. strukturelle Rahmenbedingungen der Gleichstellungsarbeit verbessern (frauenspezifischer Unterstützungsangebote)
    3. Gleichstellungsarbeit als Motor für Entwicklung des ländlichen Raums nutzen
    4. Geschlechterrollen aufbrechen
    5. Strategien der Gleichstellungsarbeit durch Austausch und Förderangebote ausbauen
    6. den Wissensstand der Gleichstellungsarbeit im ländlichen Raum verbessern