100 Jahre Muttertag: Es sollte um mehr als um den Kommerz gehen

100 Jahre Muttertag: Es sollte um mehr als um den Kommerz gehen

Strahlende Mütter in TV-Werbespots, auffallende Schaufensterwerbung von Blumenläden und Kinder, die in Kindergärten und Schulen mit viel Liebe Herzen und kleine Karten basteln – all das weist darauf hin, dass der Muttertag bald vor der Tür steht. Vor 100 Jahren, im Jahr 1923, wurde dieser Tag zum ersten Mal in Deutschland gefeiert. Das Jubiläum wurde zum Anlass genommen, die Frage zu stellen, ob der Muttertag noch zeitgemäß ist. Dieser Text ist ein Apell, sich mit den feministischen Ursprüngen des Muttertags auseinanderzusetzen und diesen zu nutzen, um über die Rolle der Mutter in unserer Gesellschaft zu sprechen.

    Ist der Muttertag noch zeitgemäß?

    Einige Kommentator*innen plädieren dafür, den Muttertag in einen Elterntag umzubenennen, um die gemeinsame Erziehung in den Vordergrund zu stellen. Doch was hat es mit diesem Tag eigentlich auf sich? Wie könnte man ihn sonst noch nutzen? Wir starten mit einer Reise zu seinem Ursprung.

    Die Wurzeln in der Frauenbewegung

    Der Muttertag hat seinen Ursprung in der US-amerikanischen Frauenbewegung. Bereits im Jahr 1858 gründete Ann Maria Reeves Jarvis die sogenannten „Mothersday Work Clubs“, die darauf abzielten, die soziale Situation von Arbeiterfamilien zu verbessern. Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg initiierte sie die „Mütter-Freundschaftstage“, eine pazifistische Vereinigung, die sich für die Verhinderung zukünftiger Kriege einsetzte.

    Die Kommerzialisierung des Muttertags

    Jedoch wurde der Muttertag erst nach dem Tod von Ann Maria Reeves Jarvis im Jahr 1917 in den USA zu einem offiziellen Feiertag. Es war ihre Tochter, die sich dafür einsetzte, einen offiziellen Tag einzuführen, an dem sowohl den lebenden als auch den verstorbenen Müttern gedacht wurde.

    In der Geschäftswelt traf diese Idee auf große Zustimmung. Bis heute entwickelt sie neue Muttertagsgeschenke und tragen somit zur zunehmenden Kommerzialisierung des Tags bei. Der ursprüngliche politische Gedanke geriet dabei schnell in den Hintergrund. So wurde er in Deutschland 1923 vom „Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber“ initiiert.

    Der Muttertag heute

    In diesem Jahr gab es viele Debatten darüber, ob dieser Tag nicht kitschig, überholt und altmodisch sei. Dies entspricht durchaus der Wahrheit. Allerdings sehe ich es kritisch, den Tag in einen Elterntag umzubenennen. Denn es sind vor allem Mütter, die bis heute in unserer Gesellschaft unter Diskriminierung leiden.

    Zwei Beispiele dazu: 2020 konnte das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung in einer Studie zeigen, dass Mütter seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen werden. Im gleichen Jahr hat die Hans-Böckler-Stiftung herausgefunden, dass erwerbstätige Mütter die Hauptlast der zusätzlichen Sorgearbeit während der Corona-Krise übernommen haben.

    Nutzen Sie den Tag, um über die Rolle der Mutter zu sprechen

    Statt den Tag in einen Elterntag umzubenennen, sollten wir uns lieber fragen, welche Stellung Mütter in unserer Gesellschaft haben. Wie leiden Mütter unter den Rollenbildern und -klischees? Welche Rechte haben Mütter bei der Rückkehr in den Beruf? Was können Dienststellen tun, um die Situation von Müttern zu verbessern? Anstatt Pralinen und Blumen zu kaufen, wäre es empfehlenswert, Gesprächsformate zu entwickeln, um genau diese Themen zu diskutieren. Vielleicht könnten Sie solch ein Format in Ihrer Dienststelle zum nächsten Muttertag anbieten.

    Meine Empfehlung:
    Organisieren Sie einen Workshop zur Elternschaft

    Des Weiteren können Sie auch einen Workshop organisieren, der sich mit verschiedenen Aspekten der Elternschaft auseinandersetzt, wie z. B. Erziehung, Partnerschaft, Selbstfürsorge und der Rolle von Vätern. Hierbei kann auch die Verteilung der Sorgearbeit eine Rolle spielen. Dabei können konkrete Lösungsansätze und Hilfestellungen für den Alltag als Elternteil diskutiert und erarbeitet werden.

    Fazit: Muttertag als Chance

    Der Muttertag hat seine Ursprünge zwar in der Frauenbewegung, doch litt er seit seinem Beginn unter der Kommerzialisierung. Es lohnt sich, den Tag für das kommende Jahr vorzumerken und die gesellschaftliche Debatte zu nutzen, um auf die Benachteiligung und die klischeehaften Rollenbilder aufmerksam zu machen, unter denen Frauen und insbesondere Mütter bis heute leiden.

    FAQ-Bereich

    Für wen ist „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ richtet sich speziell an Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragte im öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft in ganz Deutschland.

    Kann ich „Gleichstellung im Blick“ probelesen?

    Ja. Wir bieten allen interessierten Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten die Möglichkeit eine Ausgabe 14 Tage lang kostenfrei zu lesen. Sie entscheiden erst dann, ob Sie einen kostenpflichtigen Bezug möchten oder nicht.

    Was bietet mir „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ bietet allen Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten relevante, aktuelle und rechtssichere Informationen zur Herstellung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Neben der gedruckten Ausgabe haben Leser*innen die Möglichkeit eine telefonische Sprechstunde für individuelle Fragen in Anspruch zu nehmen. Ebenso laden wir mindestens 1mal pro Jahr zu einem Netzwerktreffen zum Austauschen und Netzwerken ein. Ein Zugang zu einem Onlinebereich, in dem Sie Muster-Initiativanträge, Checklisten, Übersichten und Muster-Schreiben herunterladen können, rundet das Angebot ab.

    Ist der Muttertag noch zeitgemäß?

    Einige Kommentator*innen plädieren dafür, den Muttertag in einen Elterntag umzubenennen, um die gemeinsame Erziehung in den Vordergrund zu stellen.

    Wo hat der Muttertag seine Wurzeln?

    Der Muttertag hat seinen Ursprung in der US-amerikanischen Frauenbewegung. Bereits im Jahr 1858 gründete Ann Maria Reeves Jarvis die sogenannten „Mothersday Work Clubs“, die darauf abzielten, die soziale Situation von Arbeiterfamilien zu verbessern. Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg initiierte sie die „Mütter-Freundschaftstage“, eine pazifistische Vereinigung, die sich für die Verhinderung zukünftiger Kriege einsetzte.