Neues zum Abbau des Geschlechtergefälles: Was lässt sich jetzt schon tun?

Neues zum Abbau des Geschlechtergefälles: Was lässt sich jetzt schon tun?

Im Dezember letzten Jahres hat das EU-Parlament die Mitgliedstaaten erneut zu konkreten Maßnahmen zum Abbau des Geschlechtergefälles aufgefordert. In einem nicht legislativen Bericht, der mit 500 zu 105 Stimmen und 87 Enthaltungen angenommen wurde, forderten die Abgeordneten unter anderem die Beseitigung des geschlechterspezifischen Lohngefälles in der EU, gezielte Maßnahmen und Vorschriften gegen geschlechterspezifische Gewalt sowie Opferschutz und einen besseren Arbeitsmarktzugang für Frauen. Bis Forderungen des EU-Parlaments zu verpflichtenden Regeln und Gesetzen in den Nationalstaaten werden, können schon mal mehrere Jahre vergehen; manchmal scheitert ihre Umsetzung auch gänzlich. Warum also auf den langwierigen Entscheidungsprozess warten? Dieser Artikel soll Ihnen als Gleichstellungsbeauftragte Argumente geben, die Forderungen des EU-Parlaments jetzt schon in Ihrem Unternehmen oder Ihrer Dienststelle umzusetzen.

    Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll gestärkt werden

    Die Frage, wie sich Familie und Beruf vereinbaren lassen, scheint derzeit zu einem Schwerpunkt in der Diskussion um Gleichstellung zu werden. Daher überrascht es wenig, dass auch in diesem Bericht des EU-Parlaments das Thema angesprochen wird.

    Das EU-Parlament fordert in dem Bericht, den Anspruch auf Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub weiter zu stärken. Zu diesem Zweck sollen die Dauer des voll bezahlten Urlaubs verlängert und im Anschluss flexible Arbeitszeitregelungen eingeführt werden. Zudem soll es mehr Investitionen in hochwertige Kinderbetreuung vor Ort geben (Quelle: https://bit.ly/350i2NR).

    Warum sich dies auch für Dienststellen lohnt

    Manch ein*e Chef*in oder auch Vorgesetzte sehen in der Familie noch immer eine Belastung für das Unternehmen: etwas, das Kosten verursacht sowie die Effizienz und Flexibilität der Mitarbeitenden einschränkt. Dabei profitieren Unternehmen in mehrfacher Hinsicht von einer familienfreundlichen Unternehmenskultur, denn die Relevanz des Themas steigt gerade bei Arbeitnehmer*innen.

    Eine gelebte familienfreundliche Unternehmenskultur kann das ausschlaggebende Argument geeigneter Bewerber*innen sein, in Ihrem Unternehmen oder Ihrer Dienststelle den Job anzunehmen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sollte dies berücksichtigt werden.

    Erhöhte Einsatzbereitschaft dank familienfreundlicher Unternehmenskultur

    Darüber hinaus sorgt eine familienfreundliche Unternehmenskultur für ein besseres Betriebsklima, die Identifikation mit dem Unternehmen oder der Dienststelle steigt, was wiederum zu einer höheren Einsatzbereitschaft führt. Es lohnt sich also für Unternehmen, jetzt schon mit der Umsetzung einer familienfreundlichen Politik zu beginnen und damit nicht erst auf verpflichtende Vorgaben der Gesetzgeber zu warten.

    Gleichstellung als Priorität in Unternehmen

    Neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zeigt sich das EU-Parlament besorgt über die Ergebnisse des Gleichstellungsindex in den Jahren 2020 und 2021. Noch immer ist die EU 60 Jahre bis zu einer vollständigen Gleichstellung der Geschlechter entfernt. Die Abgeordneten bemängeln insbesondere, dass nicht alle Mitgliedstaaten die Gleichstellung gleichermaßen zu einer Priorität der Politikgestaltung erklären.

    Das gilt in diesem Zuge auch für Unternehmen und Dienststellen. Auch hier könnte dem Thema Gleichstellung noch ein viel größerer Stellenwert zugeschrieben werden. Denn gerade wenn es darum geht, neue Fachkräfte zu gewinnen, Personal langfristig zu binden und die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen, bietet das Thema beachtliche Potenziale. Für Vorgesetzte in Unternehmen oder Führungsetagen in Verwaltungen lohnt es sich also, bei der Gleichstellung etwas genauer hinzuschauen.

    Der Gleichstellungscheck

    Zwar gibt es in Verwaltungen schon einige Prüfverfahren in Sachen Gleichstellung, doch gerade Unternehmen haben hier häufig noch Nachholbedarf. Um mit geringem Zeitaufwand zu prüfen, wie es um die Gleichstellung der Geschlechter im Betrieb steht, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend einen Gleichstellungscheck herausgegeben. Hier erhalten Sie neue Ideen für ein geschlechterneutrales Personalmanagement sowie Informationen und Anregungen für eine wertschätzende Kommunikation (Quelle und weitere Informationen zum Ratgeber: https://bit.ly/33sgziX).

    Fazit: Jetzt schon handeln

    Es zeigt sich deutlich: Eine familienfreundliche und geschlechterneutrale Unternehmenskultur gewinnt bei Arbeitnehmer*innen immer mehr an Relevanz. Gerade in einer Zeit, in der die Konkurrenz um Fachkräfte größer wird.

    FAQ-Bereich

    Für wen ist „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ richtet sich speziell an Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragte im öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft in ganz Deutschland.

    Kann ich „Gleichstellung im Blick“ probelesen?

    Ja. Wir bieten allen interessierten Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten die Möglichkeit eine Ausgabe 14 Tage lang kostenfrei zu lesen. Sie entscheiden erst dann, ob Sie einen kostenpflichtigen Bezug möchten oder nicht.

    Was bietet mir „Gleichstellung im Blick“?

    „Gleichstellung im Blick“ bietet allen Frauen-, Gleichstellungs- und Chancengleichheitsbeauftragten relevante, aktuelle und rechtssichere Informationen zur Herstellung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Neben der gedruckten Ausgabe haben Leser*innen die Möglichkeit eine telefonische Sprechstunde für individuelle Fragen in Anspruch zu nehmen. Ebenso laden wir mindestens 1mal pro Jahr zu einem Netzwerktreffen zum Austauschen und Netzwerken ein. Ein Zugang zu einem Onlinebereich, in dem Sie Muster-Initiativanträge, Checklisten, Übersichten und Muster-Schreiben herunterladen können, rundet das Angebot ab.

    Wie soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestärkt werden?

    Das EU-Parlament fordert in dem Bericht, den Anspruch auf Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub weiter zu stärken. Zu diesem Zweck sollen die Dauer des voll bezahlten Urlaubs verlängert und im Anschluss flexible Arbeitszeitregelungen eingeführt werden. Zudem soll es mehr Investitionen in hochwertige Kinderbetreuung vor Ort geben.

    Warum lohnt sich dies auch für Dienststellen?

    Manch ein*e Chef*in oder auch Vorgesetzte sehen in der Familie noch immer eine Belastung für das Unternehmen: etwas, das Kosten verursacht sowie die Effizienz und Flexibilität der Mitarbeitenden einschränkt. Dabei profitieren Unternehmen in mehrfacher Hinsicht von einer familienfreundlichen Unternehmenskultur, denn die Relevanz des Themas steigt gerade bei Arbeitnehmer*innen.
    Eine gelebte familienfreundliche Unternehmenskultur kann das ausschlaggebende Argument geeigneter Bewerber*innen sein, in Ihrem Unternehmen oder Ihrer Dienststelle den Job anzunehmen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sollte dies berücksichtigt werden.